Sehr verehrte Schüler und Schülerinnen, liebe Jugend!
Als Kaufmann mit mehr als 57 Jahren Berufserfahrung habe ich in meiner Unternehmensgruppe Tausende von Lehrlingen und Auszubildenden kennen gelernt, beraten und auch selbst mit auf eine erfolgreiche Berufszukunft vorbereitet.
In der Zeit von 1999 bis 2003 habe ich das Interfakultative Institut für Entrepreneurship an der Universität Karlsruhe aufgebaut und war während dieser Zeit mit den Studierenden in sehr engem Kontakt. Als nicht ganz unerfolgreicher Kaufmann kann ich sicher einige Gedanken, Informationen und Kommentare einbringen, die Sie in Ihrer zukünftigen Ausbildung und Berufslaufbahn gut verwenden können.
Immer wieder werde ich gefragt: „Kann man den Erfolg im Beruf erlernen? Beruht eine überdurchschnittliche Berufskarriere auf Zufällen und Glück? Kann man den Berufsweg bewusst erfolgreich gestalten? Habe ich als Auszubildende/r in der heutigen Zeit Chancen als Unternehmensgründer?“
Natürlich gibt es auf solche Fragen keine allgemein gültige und einzigartige Antwort: Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass erfolgreiche Berufskarrieren nicht nur auf Wissen und Fleiß beruhen, sondern eben auch eines kleinen Schusses Glück oder Fortune bedürfen. Trotzdem kann man einige Generalmuster erkennen, die eine gewisse Richtschnur für Ihre eigene Lebensgestaltung sein können:
1. Zunächst habe ich beobachtet, dass erfolgreiche Auszubildende oder Hochschulabgänger schon vor und während der Lehroder Studienzeit mit großem Eifer Praktika in Unternehmen absolviert haben und dies möglichst immer wieder im gleichen Betrieb. Hierdurch kann man sich schon in jungen Jahren ein kleines Beziehungsgeflecht innerhalb des Unternehmens aufbauen, kann durch Leistung, Freundlichkeit und Einsatzfreude das Wohlwollen der zukünftigen Kollegen oder des Unternehmens erlangen.
2. Jeder Erfolg hat zudem zwei fundamentale Wurzeln, nämlich Wissen und Einsatzfreude. Eine berufliche Karriere ist in dieser Zeit des globalen Wettbewerbs nur möglich, wenn man sich soviel Wissen wie irgend möglich aneignet und lebenslanges Lernen auf seine Fahne geschrieben hat und zum anderen, wenn man bereit ist, sich überdurchschnittlich einzusetzen. Weder Wissen in Faulheit noch dummer Fleiß führen zum Ziel. Wenn aber Wissen sich zusammentut mit Leistungsbereitschaft, Einsatzfreude und Begeisterung für das berufliche Tun, dann ist der Erfolg wohl kaum aufzuhalten.
3. Beruf ist Lebensqualität. Vergessen Sie als Auszubildende nie, dass Sie in Zukunft die schönste Zeit Ihres Lebens im Beruf verbringen werden: Normalerweise beginnen wir an Werktagen mit unserer Arbeit, wenn die Sonne aufgeht und hören auf, wenn die Dämmerung einkehrt, also die schönsten Stunden des Tages sind wir im Beruf. Genauso verhält es sich mit einem ganzen Menschenleben, mit etwa 20 fangen wir an und arbeiten bis 65. Sie, verehrte Leser und Leserinnen, werden vermutlich bis 70 im Beruf stehen, also die schönste Zeit des Lebens, wenn wir stark, gesund und jugendlich sind verbringen wir in der Arbeit. Wenn wir innerhalb dieser schönsten Zeit unseren Beruf nicht mindestens teilweise auch als etwas Hobbyhaftes, als etwas Fröhliches und Spielerisches empfinden, dann verlieren wir soviel an Lebensqualität, dass ich dringend empfehle, sich einen anderen Beruf auszusuchen.
4. Neben Wissen und Einsatzfreude sind für die Berufslaufbahn noch die so genannten weichen Faktoren wichtig, also Ehrlichkeit, Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit, aber auch Kommunikations- und Teamfähigkeit. Menschen, die in ihrer Charakterstruktur kompliziert und schwierig, launenhaft und unberechenbar sind und dazu vielleicht sogar noch gerne Gerüchte und Lügen verbreiten, werden es nie zu einer lang anhaltenden beruflichen Karriere bringen.
5. Vermeiden Sie im Lauf Ihres Berufslebens allzu häufige Arbeitgeberwechsel. Sicher ist legitim, wenn ein junger Mensch, um Erfahrungen zu sammeln, in den ersten 10 Berufsjahren zwei bis drei Arbeitgeber hat. Danach aber muss die Phase des Wurzelschlagens einsetzen. Ich selbst habe Stellenbewerber, die in ihren Unterlagen das so genannte „Jobhopping“ erkennen ließen, nicht einmal zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, weil die Erfahrung zeigt, dass solche Menschen auch bei Würth ziemlich schnell ein Haar in der Suppe finden. Wissen sollen Sie auch, dass je höher Sie in eine Führungsposition hineinwachsen, umso wichtiger wird die menschliche Qualifikation, d. h. die Führungskompetenz, die Fach- und Sachkompetenz tritt eher in den Hintergrund.
So wünsche ich den geneigten Lesern/innen von Herzen eine fröhliche Berufsausbildung und hoffe, dass Sie aus diesem Vorwort einige Gedanken auf Ihren Lebensweg mitnehmen können, die Ihnen hilfreich sind.
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