Zum Beruf des Gärtners gehören sieben Fachrichtungen. Eine davon bilden die Baumschulen mit über 3000 Unternehmen in Deutschland. Mit richtig großen Pflanzen hat man es bei der Baumschule Bruns in Bad Zwischenahn zu tun. Auf mehr als 500 Hektar Land, das sind fünf Millionen Quadratmeter, werden hier über 5000 unterschiedliche Pflanzen und Gehölze geschult. In der größten Baumschule Europas ist Qualität oberstes Gebot. Baumschulgärtner sorgen dafür, dass sie stimmt.
Über sandige Wege mit zum Teil tiefen Pfützen wühlt sich der grüne VW-Bus. Am Steuer Erich Conrad, Geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen Exportbaumschulen Joh. Bruns. Rechts und links erstrecken sich die Quartiere der Baumschule. Linden, Eichen, Buchen soweit das Auge reicht. Zwischen akkuraten Reihen gerade gewachsener Dachplatanen fahren Hebebühnen in Schrittgeschwindigkeit hin und her. Auf ihnen stehen Baumschulgärtner, die mit Bambusstäben und Astscheren dafür Sorge tragen, dass die Kronen der Platanen in waagerechter Form wachsen. „Wir haben uns auf Großpflanzen spezialisiert“, sagt Conrad und steuert an einer 18 Meter hohen Eiche vorbei. Auch Bäume dieses Kalibers sind hier zu haben.
Handel mit der Zeit
„Im Grunde verkaufen wir nicht die Pflanzen, sondern die Zeit, die andere nicht haben, um sie so groß werden zu lassen“, erklärt Bernhard Schmidt, Geschäftsführer der Bruns-Pflanzen-Export GmbH & Co. KG. Wer nicht 50 Jahre lang warten wolle, bis die Eiche im Garten zum stattlichen Baum geworden ist, könne hier gleich ein entsprechendes Exemplar erwerben. Damit so ein Riese aus Holz überhaupt nach einem halben Jahrhundert noch transportfähig ist und an anderer Stelle weiterwachsen kann, bedarf es intensiver Pflege durch die Baumschulgärtner, auch Baumschuler genannt.
Alle drei bis vier Jahre werden die Bäume umgepflanzt. Durch das ständige Versetzen wird der Wurzel-ballen außen regelmäßig gekürzt, das Wurzelwerk verdichtet sich nach innen und wird so kompakter. Der Käufer erhält einen Baum, der in neuem Umfeld schnell Fuß fasst. „Wir können so garantieren, dass er beim Kunden weiterwächst“, sagt Schmidt. Das sei sehr wichtig, denn wenn das mal nicht funktioniere, sei das ein kostspieliges Unterfangen.
Auch die Baumkrone will gepflegt werden. „Allzu dickes Geäst wird regelmäßig entfernt, damit sie sich nach mehreren Jahrzehnten noch zum Transport zusammenbinden lässt“, sagt Schmidt. Hier arbeite man mit Seilen und Netzen, müsse behutsam vorgehen. „Das dauert zum Teil mehrere Wochen“, sagt Conrad, wenn es einmal knack mache, sei der Baum nicht mehr zu verkaufen. Ebenso will der Wurzelballen vorbereitet werden. Er wird mit Draht umspannt, damit er während des Transports nicht auseinanderfällt.
Auf dem Kontinent verbreitet
In ganz Europa sind Bäume aus dem Hause Bruns zu finden: Im Legoland London, bei Euro-Disney in Paris, vor dem Hauptquartier der Royal Bank of Scotland, im Zoo von Zürich, bei Novartis in Basel, am Platz der Revolution in Moskau oder vor dem Metropolitan Warschau. Genauso natürlich an vielen bekannten Orten in Deutschland, darunter der Schlossgarten Schwerin, die Reeperbahn in Hamburg, der Flughafen Frankfurt, die Deutsche Bundesbank in München oder die Messe Hannover.
Qualifikation wichtig
„Die beste Qualität zu liefern, die überhaupt möglich ist, das ist unser Anspruch“, sagt Schmidt. Entsprechend qualifiziert müssen die Mitarbeiter sein. 19 Baumschuler in drei Jahrgängen bildet das Unternehmen derzeit aus. Zu ihnen gehört Sarah Voigtlender. Die 19-Jährige hat ihre Ausbildung gerade erst begonnen. Aus Magdeburg hatte sie sich nach dem Abitur nach Bad Zwischenahn beworben. „Meine Schwester arbeitet ebenfalls hier“, sagt sie. Den Grünen Daumen hat Sarah von ihrer Mutter, die als Garten- und Landschaftsgärtnerin arbeitet. „Von meiner Schwester habe ich viel Gutes über Bruns gehört“, sagt sie. Von der Größe des Unternehmens ist sie begeistert: „Hier gibt es einfach alles.“
Leichter dank Maschinen
„Früher war Baumschulgärtner ein Männerberuf, ein echter Knochenjob“, sagt Bernhard Schmidt. Das habe sich über die Jahre geändert. Eine Vielzahl von Maschinen und motorgetriebenen Geräten sowie modernste EDV-Systeme erleichtern heute die Arbeit und lassen immer mehr Frauen in den Beruf strömen – eine gern gesehene Entwicklung. Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Berufsleben als Baumschuler? „Dass man einen Bezug zu Pflanzen hat und im Kopf helle ist“, sagt Schmidt. Schulische Leistungen seien natürlich nicht unbedeutend, erklärt Erich Conrad, gute Hauptschüler nehme man aber genauso gerne wie Abiturienten. Mit Mathe, Bio und Chemie sollte man sich auskennen, gerade im Umgang mit Düngemitteln und der Untersuchung der Bodenbeschaffenheit sei das wichtig. „Wir beobachten unsere Azubis genau und sehen dabei schnell, wer was wird“, sagt Schmidt.
Grüner Daumen
Eine Affinität zu Pflanzen hat auch der 17-jährige Maximilian Strotmeier. In seinem Heimatort, dem westfälischen Münster, lernte er den Gärtnerberuf während eines dreiwöchigen Schulpraktikums in einer Baumschule kennen. „Das hat mir sehr gut gefallen“, sagt er, „später habe ich in den Ferien da gearbeitet.“ Während weiterer Praktika sammelte er auch Erfahrung im Garten- und Landschaftsbau. Für Maximilian geht mit der Ausbildung zum Baumschuler sein Berufswunsch in Erfüllung. „Ich könnte nicht den ganzen Tag im Büro sitzen.“
Viele Chancen danach
Der Beruf des Baumschulgärtners sei zukunftssicher und biete viele Aufstiegschancen, sagt Conrad: „Ein Meistertitel, eine Fortbildung zum Techniker oder ein Studium im Gartenbau oder im Bereich Landschaftsarchitektur können sich anschließen.“ Andere nehmen die Ausbildung zum Gärtner als Grundstein für eine kaufmännische Laufbahn – Jannes Dittmann zum Beispiel. Schon Vater und Großvater des 17-Jährigen sind bei Bruns beschäftigt. Nach seiner Gärtnerlehre möchte Jannes eine Ausbildung als Baumschulkaufmann dranhängen.
Containerware
Die Pflanzen für den Garten und Landschaftsbau, das so genannte Projektgeschäft, ist nur eines der beiden Geschäftsfelder bei Bruns. Das andere ist die Belieferung von Gartencentern und Baumärkten, darunter bundesweit bekannte Ketten. Containerware nennt sich das, was hierhin geht. Das liegt daran, dass die Pflanzen in Töpfen stehen, transportiert und verkauft werden können. Die Größe der Töpfe variiert dabei von drei bis 1000 Litern Volumen. Unzählige Bonsais, Rundbogengewächsen, Rosen und viele andere Pflanzen wollen hier täglich gepflegt und gegossen werden. „Das ist ein völlig anderes Geschäft mit einem ganz anderen Anspruch“, sagt Bernhard Schmidt.
Rundumausbildung
Die Auszubildenden durchlaufen alle Abteilungen des Unternehmens, auch die Logistik, wo die verkauften Pflanzen schließlich verladen werden. Überall steht ihnen ein Meister als fester Ansprechpartner zur Verfügung. Fertigkeiten, wie etwa die Veredelung, lernen die Auszubildenden in anderen Baumschulen im Umland. „Das bieten wir im Eigenbetrieb nicht mehr an“, sagt Schmidt, „wollen aber, dass unsere Lehrlinge das können.“ Eine Rundumausbildung werde damit garantiert. Ebenso engagiert sich Bruns als Mitglied der Ausbildungsinitiataive T.A.G. – Top Ausbildung Gartenbau (www.gaertnerwerden.de). „Wenn einer seine Ausbildung bei Bruns nicht mindestens mit gut abschließt, dann ist da was nicht in Ordnung“, sagt Schmidt. Das komme aber äußerst selten vor. Und dann beschreibt er den schönsten Moment im Alltag eines Baumschulgärtners: „Wenn so ein Sattelzug mit ästhetischen, ordentlich gebundenen Bäumen mit gleichmäßigem Wurzelballen unseren Hof verlässt, dann geht mir das Herz auf.“ Ein Baum, das sei ein Produkt im absolut positiven Bereich. Nur Gutes könne man damit assoziieren: saftiges Grün, saubere Luft und zeitlose Eleganz. ¦
Weiterführende Links:
www.gaertnerwerden.de
www.baumschuler.de
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