Es war einmal in Amerika. Menschen, die eigentlich nicht genug Geld dafür gespart hatten, wollten sich dort ein Haus kaufen. Die Banken hat das nicht gestört. Sie liehen den Leuten einfach das Geld. Das Drama Finanzkrise, das jetzt unser Erspartes, vielleicht sogar unsere Jobs bedroht, nahm seinen Anfang. Plötzlich stellten die Menschen nämlich fest, dass sie nicht mehr genug Geld hatten, um der Bank den Kredit zurückzuzahlen. Einige hatten ihre Arbeit verloren, oder die Bank verlangte höhere Zinsen. Hunderttausende mussten seit Anfang letzten Jahres ihr Haus verkaufen, fanden aber niemanden, der ihnen genug bezahlt, um den Kredit abzulösen.
Verkaufte Kredite
Ein einzelner nicht zurückgezahlter Kredit wäre ja kein Problem. Doch die Banker haben diese massenhaft vergeben, ohne vorher genau zu prüfen, ob die Kunden sie jemals zurückzahlen können. Schlimmer noch, sie haben diese Kredite an andere Banken weiterverkauft. Nach England, Italien und auch nach Deutschland, wo auch keiner so recht hingeschaut hat, ob die Kredite sicher sind.
Staat muss helfen
Bei der Düsseldorfer IKB-Bank klingelten die Alarmglocken zuerst. Von einem Tag auf den anderen wurden riesige Verluste entdeckt, nur weil amerikanische Hausbesitzer im fernen Pennsylvania oder Ohio ihre Raten nicht mehr zahlten. Viele andere deutsche Banken meldeten Verluste, so dass der Staat helfen muss.
Das reicht aber nicht. Alle Banken beginnen sich zu misstrauen, weil sie fürchten, dass jeder den amerikanischen Häuslebauern Geld geliehen hat und jeden Moment pleite gehen kann – so wie die New Yorker Traditionsbank Lehman Brothers im letzten September. Wer leiht schon gern jemanden mehr als 5 Euro, wenn er nicht weiß, ob er das Geld wiedersieht.
Der Staat muss jetzt richtig ran. Die amerikanische Regierung gibt 700 Milliarden Dollar, damit die Banken flüssig bleiben und in der Lage sind, ihr normales Geschäft weiter zu betreiben: Geld vom Girokonto auszahlen, Kredite geben an Unternehmen für Investitionen oder an Privatleute, die sich ein Haus oder ein Auto kaufen wollen. Die deutsche Regierung will bis zu 500 Milliarden Euro geben, die meisten anderen Regierungen in Europa tun das gleiche.
Woher nehmen?
Die Lage scheint sich nun zu beruhigen. Sicher ist es aber nicht, ob damit das Schlimmste verhindert werden konnte. Woher die Staaten das Geld nehmen sollen, um die riesigen Löcher bei den Banken zu stopfen, ist nämlich gar nicht klar. Dem kleinen Inselstaat Island ist schon die Puste ausgegangen, weil sich die Banken zu sehr verzockt haben, auch die Ukraine, Ungarn und Pakistan wurden in letzter Sekunde mit internationalen Hilfsgeldern gerettet. Ob noch andere Länder demnächst um Hilfe bitten müssen, weiß keiner so genau.
Merkels Versprechen
„Keine Angst, das Ersparte ist sicher“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die meisten Menschen vertrauen darauf und lassen das Geld auf dem Konto. Pech hatten aber Anleger, die zum Beispiel sogenannte Zertifikate von Lehman Brothers gekauft hatten oder ein Tagesgeldkonto bei der isländischen Kaupthing Edge Bank hatten. Ihr Geld ist wahrscheinlich futsch.
Nicht unter der Matratze
Was ist denn nun sicher in der Zukunft, fragen sich fast alle, die etwas auf der hohen Kante haben oder langfristig für die Aufbesserung ihrer Rente sparen. Hundertprozentig sichere Antworten gibt es dabei zwar nicht, aber einige Anlageformen sind doch deutlich sicherer als andere.
Im Durchschnitt sparen die Deutschen momentan 11 Prozent des zur Verfügung stehenden Geldes, Schüler und Azubis dürften allerdings aufgrund der geringen Einkommen deutlich darunter liegen. Unter der Matratze oder im Küchenschrank ist der Zaster jedenfalls am schlechtesten aufgehoben, weil es dort keine Zinsen gibt und die Diebstahlgefahr groß ist. Die meisten entscheiden sich für die Bank. Das gute, alte Sparbuch ist wieder in, da die Einlagen bis 20000 Euro durch einen Sicherungsfonds der Banken zu 90 Prozent geschützt sind. Zusätzlich hat die Bundesregierung eine Garantie für darüber hinausgehende Einlagen gegeben. Allerdings sollte man schon darauf achten, dass man ein spezielles Sparbuch, etwa ein online geführtes oder ein Quartalssparbuch mit mindestens dreimonatiger Festlegung des Geldes wählt, da hier wesentlich höhere Zinsen gezahlt werden. Auch Tagesgeldkonten bringen machmal mehr als 5 Prozent Zinsen für Neukunden und bieten die gleiche Sicherheit. Ein ebenfalls relativ sicherer Klassiker sind Bundesschatzbriefe. Die bringen im Schnitt gute 3 Prozent Zinsen, haben aber den Nachteil, dass man sich meist über mehrere Jahre festlegen muss. Für die Rückzahlung bürgt die Bundesrepublik mit ihrem Vermögen und dem Geld, das sie durch Steuern einnimmt. Der deutsche Staat gilt trotz der Finanzkrise noch als zuverlässiger Schuldner.
Hinschauen bei Riester
Bei der Riester-Rente muss man genau hinschauen. Wählt man die Variante mit Banksparplan liegt das Geld mit festen Zinsen auf Konten. Verluste sind so gut wie unmöglich, weil die Anbieter des Sparplans mit ihrem Eigenkapital sowohl für das eingezahlte Spargeld als auch die staatlichen Förderungsbeträge laut Gesetz haften müssen. Bei der Riester-Rente mit Fondssparplan liegt das Geld in Aktien- und Rentenfonds. Bei fallenden Börsenkursen sind Verluste möglich. Das drückt die Verzinsung nach unten. Aber: Der Anbieter garantiert, dass er am Ende der Laufzeit das eingezahlte Kapital inklusive Förderungszulagen auszahlt.
Betriebliche Altersvorsorge
Auch bei der Kapital-Lebensversicherung ist das Risiko gering, da der Versicherer für das gesamte Kapital und auch für die versprochene Mindestverzinsung haften muss. Die in den letzten Jahren erreichten Renditen von über 4 Prozent werden nächstes Jahr wohl kaum zu halten sein. Bei der betrieblichen Altersvorsorge ist das Risiko ebenfalls recht gering. Der Anbieter garantiert für eingezahlte Beträge und die Mindestverzinsung. Geht der Anbieter Pleite übernimmt die Auffanggesellschaft Protektor die Auszahlung der Verträge und letztendlich haftet auch noch der Arbeitgeber dafür. Wichtig: Wer hier mitmacht spart Steuern und Sozialabgaben, da die Beiträge direkt aus dem Bruttoeinkommen bezahlt werden.
Risiko-Anlagen
Bausparverträge sind auch recht sicher, da hier eigene Sicherungsfonds greifen, und das Geld ebenfalls durch die Staatsgarantie geschützt ist. Finger weg zur Zeit von Aktien-, Immobilien- oder Hedgefonds – außer man hat sehr viel Geld zur Verfügung und möchte einen Teil riskant aber mit potentiell hohen Gewinnmöglichkeiten anlegen. Garantien gibt es bei den Fonds oder Aktien keine und es ist meist schwer einzuschätzen wie sie sich zusammensetzen und welche Risiken in ihnen schlummern.
Unqualifizierte verlieren zuerst
Eine in der Zukunft noch wichtigere Frage ist die nach der Sicherheit der Arbeitsplätze. In Autofabriken stehen schon jetzt Produktionsbänder still. Betriebe wollen Mitarbeiter entlassen. Ob es zu einer schweren Wirtschaftskrise kommt, ist noch nicht sicher, aber vieles spricht doch dafür, dass es erstmal nach unten geht. Als erstes verlieren Unqualifizierte ihren Job. Die beste Investition, zu der man daher momentan raten kann, ist die in eine gute Ausbildung.
Lesetipps zum Thema
Ein paar Bücher speziell für Jugendliche und junge Erwachsene geben ebenfalls einen guten Überblick, was hinter der Krise steckt und wie man ihr entgehen kann. In „Die Geschichte der Wirtschaft“ nimmt der Journalist Nikolaus Piper seine Leser mit auf eine spannende Reise durch die Wirtschaftsgeschichte. In 31 Kapiteln beantwortet er Fragen wie: Was ist Imperialismus? Was wollte Karl Marx? Wie entsteht Kapital?
In „Die Welt der Wirtschaft enträtselt“ schreibt Wirtschaftsprofessor André Fourçans über die wichtigsten Wirtschaftsfragen unserer Zeit, erklärt schwierige Fachbegriffe, geht auf wirtschaftliche Zusammenhänge ein wie den Geldkreislauf und den internationalen Handel. Das Buch gibt einen guten Überblick über die wichtigsten Wirtschaftstheorien, die mit großen Zeichnungen illustriert werden.
In „Nachgefragt Wirtschaft“ schreibt Christine Oppermann wie Waren produziert werden und wie eine Marktwirtschaft funktioniert. Sie erklärt, wie Angebot und Nachfrage Preise regulieren und wer den Lohn bestimmt. Viel beschäftigt sie sich auch mit Finanzthemen und zeigt, wie ein Fonds funktioniert. ¦
Foto: istockphoto.com
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