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Ausbildung bei den Edelstahlwerken Schmees

Ein Händchen für Edelstahl

SCHMEES-F048Als Dieter Schmees 1968 auf einer Auktion anstatt der für seine Lohndreherei benötigten Maschinen einen gebrauchten Graphitstab-Schmelzofen kaufte, gab er dem 1961 in einer Garage gegründeten Unternehmen eine neue Richtung. Fortan drehte sich alles um Edelstahl. Heute produzieren die Edelstahlwerke Schmees an den Standorten Langenfeld in Nordrhein-Westfalen und Pirna in Sachsen aus über 300 verschiedenen Schmelzwerkstoffen Formgussteile – von 100 Gramm leicht bis zu zehn Tonnen schwer. Gießerei: Das klingt nach schwerer eintöniger Arbeit. Aber nicht, wenn Konstantin Ditenbier, Adnam Karic und Przemysław Pomykała von den vielfältigen Arbeitsschritten, der Konzentration und Genauigkeit erzählen, die den Beruf des Gießereimechanikers interessant machen. Nicht zuletzt deshalb dauert die Ausbildung dreieinhalb Jahre. Jeder Werkstoff, jeder Auftrag, ist mit anderen Vorgaben verbunden, verlangt andere Handgriffe. Bei Schmees werden keine Serien produziert, bei denen ein gewisser Prozentsatz an Ausschuss einkalkuliert werden kann. Ob ganze Turbinengehäuse, Lauf- und Leiträder für den Pumpenbau, Apparate für die pharmazeutische oder Werkzeuge für die Nahrungsmittelindustrie – die Qualitätsansprüche an die Gusserzeugnisse sind hoch.

Gute Chancen, übernommen zu werden
Adnam, der seine Lehre gerade erst begonnen hat, wusste vorher eigentlich nur, dass er gerne etwas mit Metall machen wollte. Von dem Beruf, den er jetzt lernt, hatte er vorher noch nie etwas gehört. So gehe es vielen Jugendlichen, sagt Susanne Schmees-Besgen, die Tochter des Firmengründers. Deshalb nimmt die Firma sowohl in Pirna als auch in Langenfeld regelmäßig an Ausbildungsbörsen teil, stellt das Unternehmen vor und bietet Ferien- oder Tagespraktika an. Davon hatte auch Przemysław Gebrauch gemacht. Jetzt ist er im dritten Ausbildungsjahr und hat gute Chancen, nach der Lehre weiter hier beschäftigt zu werden. „Wer bei uns eine Ausbildung beginnt, wird in der Regel danach auch übernommen, wir bilden für den eigenen Bedarf aus“, erklärt die für das Personalwesen zuständige Prokuristin Schmees-Besgen. Das war schonimmer so. Der erste Lehrling ist heute Werksleiter in Langenfeld, und die erste kaufmännische Auszubildende leitet inzwischen die Buchhaltung. Gute Erfahrungen hat die Familie Schmees mit Auszubildenden gemacht, die bei Beginn der Lehre schon älter waren. „Leute, die in anderen Betrieben oder Branchen gescheitert sind und bei uns ihre zweite oder dritte Chance bekommen, wissen worauf es ankommt“, so Schmees-Besgen. Für die Qualität der Ausbildung sprechen die sehr guten Abschlussergebnisse.

Vom Modell bis zum Gussstück
Am ursprünglichen Stammsitz Langenfeld hat das Unternehmen 150 Mitarbeiter, im Werk Pirna, das die Familie Schmees 1992 von der Treuhand erwarben, 250. In Langenfeld gibt es sieben Lehrlinge, in Pirna 21 in den Berufen Gießereimechaniker, Industriemechaniker, Zerspanungsmechaniker, Industriekaufmann/-frau.
Tobias Bohn und Johanna Wegeleben wollen Industriekaufleute werden. In Langenfeld durchlaufen sie während ihrer Ausbildung alle Abteilungen: Einkauf, Verkauf, Rechnungs- und Personalwesen, Arbeitsvorbereitung und Qualitätskontrolle. Tobias ist im zweiten Lehrjahr und momentan für die Terminierung zuständig. Er findet es spannend, die Aufträge vom Modell bis zum Gussstück zu verfolgen. Johanna findet es toll, dass sie schon im ersten Lehrjahr mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut wird. Aber die 20-jährige Abiturientin hatte schon während eines Ferienpraktikums herausgefunden, dass sie sich in der familiären Atmosphäre bei Schmees wohlfühlen würde und die Arbeit ihr zusagt.

Xenia Ruder ist ebenfalls 20 Jahre alt, aber schon im dritten Lehrjahr zur Industriekauffrau am Pirnaer Firmensitz. Die Realschulabsolventin hatte sich gezielt hier um einen Ausbildungsplatz beworben, weil sie von ihrem Vater und Freunden, die bei Schmees arbeiten, wusste, dass Azubis gesucht wurden. Vom Kaufmännischen ist sie begeistert. Mathematik war in der Schule ihr Lieblingsfach, in der Berufsschule und im Betrieb hat sie ihr Faible für Betriebswirtschaft entdeckt. Sie geht gerne mit Zahlen um, erstellt am Computer Kalkulationen, sei es für den Einkauf oder den Verkauf. Gerne würde sie auch nach der Lehre bei Schmees in Pirna bleiben. „Aber wenn das nicht klappen sollte, dann gehe ich zur Fachoberschule“, sagt sie.

Firmeninterner Azubiaustausch
Einen Wechsel von Pirna ins Rheinland kann sie sich nicht vorstellen und hat sie auch noch nicht ausprobiert. Dabei bietet die Firma Schmees ihren Auszubildenden diese Möglichkeit auf Zeit an. Vor allem interessant ist das für die gewerblichen Lehrlinge, denn die Aufträge und Arbeitsweisen in Langenfeld und Pirna unterscheiden sich erheblich. In Pirna werden vorrangig große Teile für den Maschinenbau, hauptsächlich Turbinen- und Pumpenbau gefertigt. Das Werk Langenfeld zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität in unterschiedlichen Werkstoffen aus. Um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden, wurde hier zusätzlich die Firma ES-InnoCast gegründet, die schnell und kostengünstig Prototypen, Sonder- und Vorserienteile herstellt, deren Funktionalität im Hinblick auf den Serieneinsatz überprüft werden sollen. Hierzu braucht man je nach technischen Anforderungen verschiedene Gussverfahren.

Kunstwerke aus Edelstahl
schmeesDiplom-Ingenieur Clemens Schmees, könnte darüber stundenlang referieren und tut das auch, wenn seine Kompetenz als Edelstahlfachmann bei Auftraggebern und an der Universität Freiberg gefragt ist. Aber lieber spricht er über die Werke namhafter Künstler wie Jeff Koons, Tony Cragg, Horst Gläsker und einiger anderer, deren Skulpturen und Plastiken in den Edelstahlwerken Schmees umgesetzt wurden. Der feinsinnige Geschäftsführer ist stolz darauf, dass zum Beispiel die Balloonflower Koons’ an so exponierten Orten wie dem Potsdamer Platz in Berlin und am Ground Zero in New York steht. Inzwischen wurde die fast drei Meter hohe Skulptur mit dem Gewicht von 6,5 Tonnen fünf Mal für den Thüringer Maschinenbauer Arnold AG gegossen, der diese auf Hochglanz poliert und in fünf Farben lackiert hat. Ihr Gewicht sieht man der wie aus einem Luftballon geknoteten Blume aus Edelstahl nicht an, ihren Preis auch nicht. Ein Liebhaber zahlte für die magentafarbene Version 16 Millionen Euro an das Auktionshaus Christies.

Hauseigene Bierbrauerei
Als die Familie Schmees das Werk in Pirna erstand, waren dort 59 Mitarbeiter beschäftigt, heute ist Schmees der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt an der Elbe – und ein beliebtes Ausflugsziel. Dass es dazu kam, sei vor allem dem visionären Blick ihres Schwiegervaters zu verdanken, sagt Carla Schmees. Zu dem 45000 Quadratmeter großen Areal gehörte nämlich ein heruntergekommenes Gebäude, in dem vormals die Verwaltung, die Sozialräume und die Kantine der Gießerei untergebracht waren. Das verwandelten die Rheinländer mit viel Liebe zum Detail in ein schmuckes Gasthaus, das seit 1998 Einheimische und Touristen gleichermaßen anzieht. Im „Brauhaus zum Gießer“, bieten „die Gießer“, wie sich die Familie selbst nennt, traditionell nach deutschem Reinheitsgebot gebrautes Bier und exzellente Gerichte an und bilden selbstverständlich auch hier aus, derzeit sieben Restaurantfachleute und sieben Köche.
„Bei uns werden die Auszubildenden aufs Leben vorbereitet“, sagt Dieter Schmees. Das gilt sowohl für die Gastronomie als auch für das Edelstahlwerk. Aber trotz des guten Rufes, den das Unternehmen an beiden Standorten genießt, und des offensichtlich freundlichen Betriebsklimas stehen Ausbildungsplatzbewerber nicht gerade Schlange. Vor allem in Pirna würde man sich über Bewerbungen freuen.

Kontakt

Edelstahlwerke Schmees GmbH

Susanne Schmees-Besgen
Rudolf-Diesel-Weg 6-8
40764 Langenfeld

Tel.: (02173) 8505-0
Fax: (02173) 8505-50
es-la@schmees.com

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