Wer vor zehn Jahren 1000 Visitenkarten drucken lassen wollte, musste dafür schon mal umgerechnet 500 Euro auf den Tisch legen. Heute gibt es die gleiche Menge für etwas über 50 Euro. Der Grund dafür, weshalb die Kosten für die Kunden derart drastisch gesunken sind, hat einen Namen: Flyerheaven. Die Oldenburger Firma war 2003 einer der ersten „Internet-Druckereien“ und hat den Markt kräftig durcheinandergewirbelt. Heute ist es ein etabliertes Unternehmen mit 80 Mitarbeitern – Tendenz stetig steigend – und bildet in sieben Berufen aus.
Die Geschäftsidee war 2003 so einfach wie genial: Wenn eine gewöhnliche Offset-Druckerei auf einem Papierbogen etwa eine Image-Broschüre printet, dann bleibt normalerweise ein Teil des Bogens unbedruckt. Warum nicht diesen Platz nutzen, um etwa Visitenkarten auf dieser bislang ungenutzten Fläche zu produzieren? Normalerweise würde die Druckerei diesen Teil des Bogens wegwerfen. Und da das Internet genügend Kundenaufträge versprach, um mit den Druckereien langfristige Verträge abzuschließen, konnte das Druckportal www.flyerheaven.de aus der Taufe gehoben werden. „Wir waren damals eines von vier oder fünf Unternehmen in Deutschland, die an dieser Idee gearbeitet haben“, erinnert sich Jens Lükermann. Heute sind es mehr als 500.
Vom Händler zum Produzenten
Doch inzwischen ist Flyerheaven ganz woanders, hat 2007 mit einer der größten Druckereien im Nordwesten (L-Druck) in Rastede fusioniert und ist somit von einem reinen Handelsunternehmen zu einem Produzenten geworden. Nach der Übernahme hat das Unternehmen zunächst 4 Millionen Euro investiert, um die Drucktechnik auf den neuesten Stand zu bringen. „Wenn Sie eigene Druckstraßen haben, können Sie die Maschinen noch viel besser an die Kundenbedürfnisse anpassen“, erklärt Flyerheaven-Geschäftsführer und Mitgründer Jens Lükermann. Die Kunden: Mehr als 45.000 sind es heute, darunter etwa drei Prozent private Kunden, der größere Teil Unternehmen wie Ikea, der ADAC oder die Papenburger Meyer Werft.
Und – Flyerheaven ist zu einem Full-Service-Dienstleister avanciert: „Wir bieten alle Leistungen rund um den Druck an“, sagt Lükermann. „Bis hin zum Versand von Drucksachen an bis zu 100.000 Adressen.“
Das ist auch der Grund, weshalb das Unternehmen in so vielen und so unterschiedlichen Berufen ausbildet. Von der Fachkraft für Lagerlogistik über den Buchbinder bis hin zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. „Der ganze Webshop ist komplett selbst programmiert“, erklärt Pascal Precht und es schwingt Respekt vor dieser Leistung in seiner Stimme mit. Der 19-Jährige ist im ersten Ausbildungsjahr zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. „Und er ist auf einem absolut hohen Level entwickelt worden.“ Mäßige Programmierer würden einen Code kilometerweise herunterschreiben. „Das funktioniert zwar auch irgendwie, aber wenn Sie die Software erweitern wollen, dann ist das oft nicht ohne Weiteres möglich.“ Richtige Könner arbeiteten hingegen auf einem anderen Level. Kürzerer Programmcode, der obendrein leicht erweiterbar ist, so wie der Flyerheaven-Webshop. Für Precht ist es eine große Herausforderung, diese hohe Programmierkunst nachzuvollziehen und sich selbst anzueignen. „Aber das macht mir auch großen Spaß.“ Zu kritisieren an seinem Berufsbild hat er im Prinzip nur die Ungeduld der Kunden. „Manchmal gibt es einfach Zeitdruck, weil Kunden, die keine Informatiker sind, nicht nachvollziehen können, welche Programmierleistung hinter einer Funktion steckt. Das ist manchmal schade“. Ansonsten ist er mit seinem erwählten Beruf hochzufrieden, wie auch mit seinem Ausbildungsbetrieb. „Man wird hier zwar ins kalte Wasser geworfen, aber nicht ohne Unterstützung. Das finde ich klasse.“
Noten sind nicht alles
Geschäftsführer Lükermann sucht „seine“ Azubis nach Persönlichkeit aus. Nicht dass Zeugnisnoten nicht wichtig sind, aber sie sind bei Flyerheaven nicht alles. „Mit einer Vier in Mathematik macht es einfach keinen Sinn, Fachinformatiker werden zu wollen.“ In das Klagelied vieler Unternehmer über die Defizite der Schulabgänger mag der 43-jährige Unternehmer denoch nicht mit einstimmen. „Unmotivierte Azubis oder solche mit eklatanten Bildungsdefiziten haben wir hier einfach nicht.“ Das könne daran liegen, dass die Berufe, in denen Flyerheaven ausbildet, recht hohe Anforderungen an das Wissen und auch an die Kommunikationsfähigkeit stellen. „Schüler mit Defiziten bewerben sich auf solche Berufe vermutlich erst gar nicht.“
Wie zum Beispiel auf den Beruf der Mediengestalterin. Juliana Wellerding ist nach drei Jahren so gut wie fertig mit ihrer Ausbildung. Sie „sitzt“ gerade die letzten Tage in der Berufsschule ab, obwohl die Prüfungen längst gelaufen sind. Die 23-jährige Abiturientin kann bei Flyerheaven bleiben, aber sie hat sich aus privaten Gründen noch nicht entschieden. Die Ausbildung bei Flyerheaven sei in einem Punkt anders als bei anderen Unternehmen, soviel hat sie in Gesprächen mit anderen Mediengestaltern in der Berufsschule mitbekommen. „Hier muss man vom ersten Tag an Verantwortung übernehmen. Ich durfte sofort Kunden beraten und konnte relativ früh große Projekte leiten. Dadurch habe ich viel gelernt.“ Wellerding schätzt an ihrem Beruf, dass sie ihr kreatives Potenzial voll einbringen kann. Dass ein hohes Maß an technischem Computerwissen erforderlich ist, nimmt sie billigend in Kauf. „Das gehört einfach dazu, obwohl das nicht meine Leidenschaft ist.“ Flyerheaven mutet seinen Azubi zwar einiges zu, aber es traut Ihnen auch einiges zu.
Kein Azubi unter 18
Und es ist vielleicht auch kein Zufall, dass nahezu alle Auszubildenden volljährig sind. „Zum einen haben wir einen 24-Stunden-Service, sieben Tage in der Woche“, sagt Firmenchef Jens Lükermann. Azubis unter 18 Jahren unterliegen schärferen Arbeitszeitregelungen. „Dafür gibt es gute Gründe, aber es passt eben nicht zu unserem Bedarf.“ Darüber hinaus ist es nicht der einzige Grund dafür, dass das Unternehmen volljährige Azubis bevorzugt: „Zum anderen sind 18- oder 20-jährige einfach gereiftere Persönlichkeiten, denen wir zutrauen können, Verantwortung zu übernehmen.“ Und wie sieht es mit einer Übernahme nach der Ausbildung aus? „Wir geben keine Garantien, weil wir nicht drei Jahre im Voraus vorhersagen können, ob wir für den fertigen Azubi eine Aufgabestellung haben, die zu dessen Profil passt. Tatsächlich sind die Azubis in der Vergangenheit oft übernommen worden.“
Solide aufgestellt
Und wie sieht der Firmenchef die Zukunft des Unternehmens. Wird sich das Business technisch ähnlich rasend schnell weiterentwickeln? „Das glaube ich nicht. Natürlich wird es neue Software und neue Drucktechnik geben. Aber das Leistungsspektrum, das wir anbieten, wird es auch in 20 Jahren geben.“ Inklusive der Berufe, die allesamt wohl sehr zukunftsträchtig sind.
Kontakt
Flyerheaven GmbH & Co. KG
Frieslandstraße 4
26125 Oldenburg
Tel.: (04 41) 2 05 56 10
info@flyerheaven.de
www.flyerheaven.de
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