Finanzen


Riester-Rente, aber richtig!

Angebote für Riester-Renten flattern jedem Azubi ins Haus. Mittlerweile haben mehr als 14 Millionen Menschen einen Riester-Vertrag abgeschlossen – doch was ist das überhaupt, und lohnt es sich?

Riester-Rente kann sich lohnen, aber man sollte sich genau informieren, wann. Foto: istockphoto.comFreiwillige Privatvorsorge …
Weil die gesetzliche Rente in 50, 60 oder gar 80 Jahren Deinen Lebensstandard nicht mehr sichern wird, wurde die Riester-Rente eingeführt: Durch sie sollst Du die abzusehenden Kürzungen der gesetzlichen Rente ausgleichen können. Dafür musst Du Geld in einen privaten oder betrieblichen Riester-Vertrag einzahlen. Die Riester-Rente ist freiwillig, Du kannst also auch anders oder gar nicht vorsorgen.

… mit Förderung vom Staat
Der besondere Clou sind die staatlichen Zuschüsse zu Deinen Einzahlungen. Die Grundzulage für Dich beträgt 154 Euro pro Jahr. Als besonderen Anreiz für junge Arbeitnehmer gibt es einmalig 200 Euro bei einem Vertragsabschluss vor dem 25. Geburtstag. Wenn Du später einmal Kinder hast, gibt es pro Kind noch eine Kinderzulage von 300 Euro pro Jahr.

Riester-Produkte
„Riester-Produkte“ müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, zum Beispiel bekommst Du frühestens mit 60 erste Auszahlungen, und das Geld muss so angelegt werden, dass keine Verluste entstehen. Dann bekommen die Angebote ein „Zertifikat“, und Deine Einzahlungen können staatlich gefördert werden. Klassische Riester-Produkte sind zum Beispiel Banksparpläne, private Rentenversicherungen und Sparpläne auf Investmentfonds, die speziell auf die Riester-Rente zugeschnitten sind.

Achtung: In der Werbung wird oft eine „zertifizierte Altersvorsorge“ angepriesen und damit der Eindruck erweckt, dass es sich dabei um ein qualitativ hochwertiges Produkt handelt. Das Zertifikat für ein Riester-Produkt besagt jedoch nur, dass die Bedingungen erfüllt werden, nicht dass zum Beispiel eine besonders hohe Rendite erzielt wird.

Eigene Einzahlungen
Deine Einzahlungen müssen zusammen mit den staatlichen Zulagen 4 Prozent Deines Vorjahreseinkommens erreichen. Wenn Du weniger einzahlst, werden die Zulagen gekürzt. Und egal, wie hoch Deine Zulagen werden – 60 Euro pro Jahr musst Du immer aus eigener Tasche in den Riester-Vertrag einzahlen. Beispiel: Jürgens Vorjahreseinkommen beträgt 10.000 Euro, 4 Prozent hiervon sind also 400 Euro. Da Jürgen 154 Euro Grundzulage bekommt, muss er selbst noch 246 Euro (= 400 – 154) einzahlen.

Zulagenantrag
Die Zulagen musst Du beantragen, sie werden nicht automatisch gezahlt! Dafür hast Du zwei Jahre Zeit, also für die Zulagen für 2011 bis zum 31.12.2013. Wer den Antrag vergisst, bekommt keine Zulage! Unser Tipp: Du kannst Deinen Anbieter bevollmächtigen, den Antrag jedes Jahr automatisch für Dich zu stellen („Dauerzulagenantrag“). Du musst dann nur einmal Deine Daten an den Anbieter übermitteln, und der sorgt dafür, dass Du Deine Zulage bekommst.

Wohn-Riester …
Mit „klassischen“ Riester-Verträgen sparst Du während Deiner Erwerbstätigkeit Geld an. Die späteren Auszahlungen sind dann eine Zusatzrente im Ruhestand. Ein anderes Ziel verfolgt die „Eigenheimrente“, meist einfach „Wohn-Riester“ genannt. Hier kannst Du bereits während der Erwerbsphase, also vor dem 60. Geburtstag, Riester-Guthaben nutzen, um die eigenen vier Wände zu finanzieren. Statt Kapital „sparst“ Du Immobilienvermögen an, Deine „Zusatzrente“ im Alter liegt darin, dass Du keine Miete zahlst und so über ein höheres Einkommen verfügst.

… bindet an einen Ort
Der große Nachteil beim Wohn-Riester ist, dass Du Dich später mit dem Kauf sehr stark an die Immobilie bindest – aber vielleicht durch den Beruf noch einmal umziehen musst oder doch anderswo leben möchtest. Mit einem „klassischen“ Riester-Vertrag bleibst Du flexibel – das angesparte Geld kann später übrigens auch für den Kauf eines Hauses genutzt werden.

Kosten oft hoch
Aktuelle Tests haben gerade wieder gezeigt, dass es erhebliche Kostenunterschiede zwischen den Anbietern gibt und einige Gesellschaften sehr hohe Vergütungen einstecken. Schon deshalb ist eine sorgfältige Vorauswahl wichtig. Zwar lässt sich später der Anbieter auch wechseln (nicht beim Wohn-Riester!), aber das verursacht neue Kosten und schmälert Dein Vermögen zusätzlich.

Steuer im Alter
Bei der Riester-Rente sind erst die Auszahlungen voll steuerpflichtig. Beim Wohn-Riester gibt es dafür eine komplizierte Berechnung, weil es im Alter ja keine Auszahlungen gibt. Deine heutigen Einzahlungen und die Zulagen bleiben voll steuerfrei. Wenn Du allerdings Deinen Vertrag vorzeitig kündigst, musst Du alle Zulagen und mögliche Steuervorteile zurückzahlen.

Lohnt Riester?
Martin Kinkel, 47 Jahre, ist diplomierter Volkswirt und Diplom-Kaufmann. Er schreibt als freier Fachautor zu Finanz-, Steuer- und Versicherungsthemen und ist Verfasser des Ratgebers "Job & Money für jüngere Arbeitnehmer" (Leseprobe unter www.jobmoney.de). Foto: Archiv/nhBei jeder Altersvorsorge kommt es vor allem darauf an, wie hoch die Rendite ist und nach welchen Regeln Du im Alter Geld ausgezahlt bekommst – denn darum geht es ja am Ende! Bei der „klassischen“ Riester-Rente kannst Du Dir am Beginn der Auszahlungsphase bis zu 30 Prozent Deines Kapitals in einer Summe überweisen lassen. Ansonsten gibt es eine monatliche Rente bis zum Tod. Ein angesehenes Wirtschaftsmagazin hat vor zwei Jahren ausgerechnet, dass viele Riester-Sparer um die 90 Jahre alt werden müssen, bis sie ihr angespartes Geld als Rente zurückbekommen haben. Das ist natürlich kein sonderlich gutes Ergebnis. Am besten schneiden in der Regel noch Fondssparpläne ab, weil sie verhältnismäßig niedrige Kosten haben.

Vorzeitig kündigen?
Manche Finanzberater empfehlen sogar die Kündigung des Vertrags unmittelbar vor der ersten Auszahlung. Zwar müssen dann die Zulagen zurückgezahlt werden, aber unverzinst: Wenn Du heute 200 Euro Zulage bekommst und in 40 Jahren kündigst, musst Du auch nur 200 Euro zurückzahlen – die Zinsen musst Du zwar versteuern, darfst sie aber ansonsten behalten, und Du kannst frei über Dein Geld verfügen.

Änderung ab 2012
Bei Neuverträgen ab 2012 werden die Auszahlungen erst mit 62 Jahren möglich sein. Achtung: Das wird mit Sicherheit zu einer Werbeoffensive für den schnellen Abschluss noch im Jahr 2011 führen! Wie bei jedem langfristigen Vertrag gilt: Vor der Unterschrift genau informieren und vergleichen, ob nicht andere Produkte besser sind. Allein staatliche Zuschüsse machen noch kein gutes Produkt aus!

Fotos: istockphoto.com (oben), Archiv/nh (unten)

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