Gibt es eigentlich einen Haushalt in Deutschland, in dem nicht wenigstens ein Gegenstand von IKEA zu finden ist? Nicht mal ein Accessoire? Vorab: Eine tatsächliche Erhebung gibt es hierzu nicht. Der Verdacht scheint allerdings begründet, dass es schwierig wäre, einen solchen Haushalt ausfindig zu machen. Während sich viele Möbelhäuser auf einen ruinösen Preiswettbewerb eingelassen haben, ist es IKEA gelungen, sich mit eigenständigen Produkten, sympathischen Ideen und einem positiven Image vom Wettbewerb abzuheben und praktisch alle Zielgruppen zu bedienen. IKEA ist Einrichtungsexperte, darauf legt man Wert und die Vision des Unternehmensgründers Ingvar Kamprad, vielen Menschen einen besseren Alltag zu schaffen, ist spürbarer Bestandteil des Konzepts. Weiterhin und gegen den Branchentrend stehen die Zeichen auf Wachstum. Gute Aussichten für weltweit 151.000 Mitarbeiter in 287 Einrichtungshäusern. In Ulm, einem von 46 IKEA-Standorten in Deutschland, trafen wir auf Mitarbeiter und Azubis, die uns von Arbeit, Alltag und Perspektiven bei IKEA erzählten.
Sean Lazarek ist 24 Jahre jung und Teamleiter SB-Halle bei IKEA in Ulm. Obwohl der Abschluss seiner Ausbildung noch gar nicht so lange her ist, hat der gelernte Einzelhandelskaufmann damit bereits eine Führungsposition eingenommen: Elf Personen koordiniert er in drei Schichten und ist mit Feuereifer dabei: „Es ist gut, wenn die Hütte voll ist“, sagt er. Die Samstage gefallen ihm deshalb besonders gut. „Da weiß man abends, was man getan hat.“ Dass sich an manchen Tagen mehr als 10.000 Menschen den Weg durch die SB-Halle bahnen, ist für ihn Ansporn: „Die Motivation hängt von zufriedenen Kunden ab und davon, wie die Stimmung im Team ist.“
Glückliche Kunden
Auch Stephanie Kawan sieht das so. Sie ist im ersten Ausbildungsjahr als Kauffrau im Einzelhandel und liebt das Zusammenspiel mit den Kunden. Schon während der Schulzeit jobbte die heute 20-Jährige in einem Fitnessstudio und hatte dort viel mit Menschen zu tun. „Man lernt völlig unterschiedliche Charaktere kennen und weiß mit der Zeit, wie man am besten mit ihnen umgeht“, erklärt sie. Am Ende soll jeder glücklich seiner Wege gehen. „Es macht mir Spaß, wenn Kunden sich freuen“, sagt Stephanie.
Persönlichkeit zählt
Mit Abitur und guten Noten hatte sich Stephanie vor zwei Jahren bei IKEA beworben – online, wie es das Unternehmen bevorzugt. Die guten Klausuren waren natürlich nicht von Nachteil, sind aber nicht das wichtigste Kriterium bei der Bewerberauswahl. „Es kommt stark auf die Persönlichkeit an“, sagt sie. Denise Eisenkramer, Teamleiterin Personal bei IKEA in Ulm, bestätigt das: „Wir wollen sehen, dass Bewerber Interesse an IKEA und Heimeinrichtung haben und den Wunsch, sich zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen. Natürlich müssen sie grundsätzliche Arbeitstugenden wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit mitbringen, vor allem aber müssen sie ins Team passen.“ Das könne man gut im Gespräch, noch besser aber über Praktika herausfinden, die man sehr gerne anbiete.
Stephanies Arbeitstag geht in der Regel von 9.30 bis 18 Uhr, freitags auch mal bis 22 Uhr, dann fängt sie aber später an. Die Samstage sind, das teilt sie mit Sean, ihre Lieblingsarbeitstage und als Ausgleich bekommt sie einen freien Tag unter der Woche. Welcher das ist, das wird schon einen Monat im Voraus geplant – unter Berücksichtigung persönlicher Wünsche.
Durch alle Abteilungen
Als Auszubildende Kauffrau im Einzelhandel durchläuft Stephanie sämtliche Verkaufs- und Servicebereiche, von der Möbelausstellung über die SB-Halle bis zu Kasse, Småland, Eingangsinfo oder Umtauschschalter, bekommt aber auch Einblicke in alle anderen Bereiche des Hauses, um die Zusammenhänge besser verstehen zu können. „Der erste Monat ist ein Hausdurchgang, in dem man jeden Tag in einer anderen Abteilung ist und die kennenlernt“, erklärt sie. Danach verbringe man jeweils drei Monate in zwei Verkaufsabteilungen, worauf mehrere kurze Abschnitte in anderen Abteilungen folgten.
Stephanies derzeitiges Einsatzgebiet ist die Fundgrube, wo zurückgegebene Artikel oder Ausstellungsstücke zum Verkauf angeboten werden. Hier kümmert sie sich darum, dass immer genügend Angebote auf der Verkaufsfläche stehen und dass alles klar strukturiert ist. Auch das Aufbauen und Auszeichnen der Ware gehört zu ihren Tätigkeiten. Sie schätzt die Abwechslung, die ihr die Ausbildung bereitet. „Kein Tag ist wie der andere“, sagt sie.
Visuelles Marketing
Und während die einen IKEA-Mitarbeiter samstags ihren Lieblingsarbeitstag haben, brauchen die anderen meist nicht zu kommen: Die Gestalter für visuelles Marketing. Sie sind zuständig für die Musterzimmer und die Darstellung aller Artikel auf den Verkaufsflächen und arbeiten eher im Hintergrund. Montags bis freitags sind sie schon früh morgens vor Ort, lange bevor das Haus für Besucher öffnet, und bereiten die Ausstellung vor. „Bis zur Hausöffnung soll alles wieder toll aussehen“, erklärt der 21-jährige Roman Enslinger. „Wir gehen durch die Ausstellung, schaffen Ordnung, beheben Sicherheitsrisiken und ersetzen beschädigte oder verschwundene Musterstücke.“ Wenn später die Kunden im Einrichtungshaus sind, widmen sich die Gestalter ihrer Hauptaufgabe: dem Planen und Einrichten der Interieure, wie die Musterzimmer und -wohnungen genannt werden. „Wir wissen schon Monate vorher, was umgebaut werden muss und planen mit einem CAD-Programm am Computer, wie es später aussehen soll“, sagt Roman. Und natürlich kümmern sie sich auch um die Umsetzung. Eine Arbeit, die ihm liegt: „Nach Hauptschule und Berufsvorbereitungsjahr wollte ich eigentlich Mediengestalter werden. Aber die ganze Zeit nur vor dem Computer zu sitzen, wäre auch nichts für mich gewesen.“ Die Kombination mit der handwerklichen Tätigkeit sei genau das Richtige für ihn.
Lebendige Interieure
Wer wohnt hier eigentlich?, ist die Frage, die sich die „Komeinies“, wie sich die Gestalter für visuelles Marketing nach ihrer Abteilung Kommunikation und Einrichtung selbst gern nennen, vor jedem Teil der Ausstellung stellen, den sie planen. „Zu jedem Musterzimmer, das man in einer IKEA-Ausstellung sieht, gibt es eine Geschichte“, erklärt Elisa Adamo (26). Deshalb sei jedes Interieur auf seine Art lebendig. Natürlich wird nicht ins Blaue hinein geplant. „Wir bedienen uns statistischer Daten zu den gängigen Wohnungsschnitten und Raumhöhen sowie der Bevölkerungs- und Einkommensstruktur in der betreffenden Region und sprechen uns eng mit den Kollegen aus dem Verkaufsbereich ab“, erklärt die Auszubildende den Entstehungsprozess. Die könnten nämlich am besten sagen, wonach die Kunden fragen. „Jeder IKEA-Besucher sollte sich im Haus mindestens einmal wiederfinden“, erklärt Marco Gentile vom Personalmarketing.
Marketing, Kreativität und Handwerk
„Ich habe mich immer für Deko und Einrichtung interessiert“, sagt Elisa. Im Beruf der Gestalterin für visuelles Marketing habe sie eine optimale Möglichkeit gefunden, Marketing, Kreativität und Handwerk unter einen Hut zu bringen. Ein Wunsch den viele haben, wie es scheint, denn tatsächlich ist das der Beruf, für den bei IKEA die meisten Bewerbungen eingehen. „Du darfst aber wirklich nicht vergessen, dass das viel mit handwerklicher Arbeit zu tun hat“, sagt Personal-Teamleiterin Denise (bei IKEA duzen sich alle). „Es geht viel darum, Wände zu spachteln, zu schleifen und zu streichen, Laminat zu verlegen oder Leisten zuzuschneiden. Das ist körperlich auch fordernd“, pflichtet ihr Elisa bei.
Auch die Gestalter durchlaufen in den ersten Wochen zunächst alle Abteilungen des Hauses, bevor es tiefer in die Materie geht. Im ersten Ausbildungsjahr werden in Möbelausstellung und Markthalle die Grundlagen geschaffen, bevor man ab dem zweiten Jahr stärker in Projekte und Planungen eingebunden wird. Derzeit ist Elisa mit der Neustrukturierung der Kinderabteilung betraut, integriert Neuheiten und sucht nach Möglichkeiten, Musterstücke besser zu zeigen und Produktvorteile gezielter hervorzuheben. Jederzeit steht ihr dabei, wie allen IKEA-Azubis, ein Ausbildungsbeauftragter (ABB) als Bezugsperson bei Fragen zur Verfügung.
Handelsfachwirt
Den direkten Weg zu einer Führungsposition hat Pascal Winzent eingeschlagen. Der 22-Jährige hatte während eines dualen Studiums bei einem Discounter die Liebe zum Handel entdeckt und sich im Anschluss auf eine Ausbildung zum Handelsfachwirt bei IKEA beworben. Schon während des Auswahlverfahrens sei er begeistert von der offenen und sympathischen Art der Ausbilder gewesen. „Das hat mich überzeugt, dass ich hier die nötige Zeit bekomme, mich weiterzuentwickeln“, sagt er.
Räumlich flexibel
Pascal absolviert eine auf anderthalb Jahre verkürzte Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und beginnt im Anschluss die Ausbildung zum Handelsfachwirt, die ebenfalls eineinhalb Jahre dauert. Eine Berufsschule besucht er in dieser Zeit nicht, sondern nimmt an blockweisen Seminarphasen an der Wirtschaftsakademie Husum teil. Als Handelsfachwirt muss er räumlich flexibel sein. „Nach etwa einem Jahr spezialisiere ich mich auf zwei von fünf Fachbereichen und werde in ein anderes Einrichtungshaus in Deutschland versetzt“, erklärt er. An insgesamt drei IKEA-Standorten wird Pascal bis zum Abschluss seiner Ausbildung gearbeitet haben. In Ulm ist er derzeit in der Küchenabteilung tätig, wo er sowohl an Beratung und Verkauf als auch an allen organisatorischen Aufgaben teilnimmt. „Gerade in diesem beratungsintensiven Bereich ergeben sich durch Kundenfragen die unterschiedlichsten Dinge“, erklärt er. Jeder Tag biete neue Herausforderungen. Besonders gefalle ihm die Eigenverantwortung, die ihm von Anfang an zuteilgeworden sei.
Projekte verwirklichen
Eigenverantwortung wird bei IKEA überhaupt groß geschrieben, egal, welche Ausbildung man durchläuft. Insbesondere in Azubi-Projekten spiegelt sich das wider. „Für eine Ausbildungsmesse haben wir in Zusammenarbeit mit der Personalabteilung einen Messestand entwickelt und den Auftritt dort organisiert“, nennt Elisa ein Beispiel. Auch organisiere man jährlich auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt eine Hütte mit einem Geschichtenerzähler in gemütlicher Atmosphäre. Sean ergänzt: „Diese Projekte sind immer eine super Sache und man merkt gerade in der Berufsschule sehr deutlich, dass andere da einen begrenzteren Spielraum haben.“ Stephanie kann das bestätigen: „Wir können uns in ganz unterschiedlichen Bereichen intensiv einbringen.“ So habe es zum Beispiel eine dreimonatige Projektarbeit zur Sommerartikelausstellung gegeben. „Hier hatten die Azubis die Verantwortung, haben geplant, welche Produkte in welchen Mengen angeboten werden und haben den Personalplan entworfen“, erklärt sie. Sean: „Das ist sehr umfangreich und erfordert viel Schnittstellenarbeit zwischen den einzelnen Bereichen. Es beginnt bei der Planung mit dem Flächenverantwortlichen und geht bis hin zur Verkaufssteuerung durch Plakate und Lenkung des Kundenweges.“
Zusatzleistungen
Dass man sich schon als Azubi mit Ideen und Meinungen einbringen könne, stärke die Identifikation mit dem Arbeitgeber, sagt Sean. Und auch die Zusatzleistungen seien nicht zu verachten: Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Arbeitskleidung und Waschgeld, die Übernahme von Kontoführungsgebühren, die Azubizulage zur tariflichen Ausbildungsvergütung, regelmäßige Azubirunden oder Lernstunden im Betrieb zählt Stephanie auf. Toll findet sie die Entwicklungsmöglichkeiten nach der Ausbildung: „Im Grunde kann bei IKEA jeder alles werden.“
Internationalität
Nicht zuletzt ist es aber auch die Internationalität, die die Azubis begeistert, so auch Elisa. Die junge Frau mit italienischen Vorfahren ist schon gut rumgekommen: Einer dreijährigen Ausbildung zur Maßschneiderin folgten ein Jahr als Au-pair in Paris und ein dreimonatiger Aufenthalt in London, den sie mit diversen Jobs finanzierte. Nach der Ausbildung möchte sie gerne die Möglichkeiten nutzen, die IKEA ihr bietet, auch an Standorten im Ausland beruflich tätig zu sein. „IKEA in Paris wäre schön“, sagt sie.
Bewerben
Wer sich bei IKEA bewerben möchte, sollte das online tun. Informationen und Videos zu den einzelnen Berufen gibt es im Internet unter www.ausbildung.ikea.de. Hier gibt es auch ein Musikvideo zum Azubi-Song „Home“, bei dem Elisa übrigens mitgesungen hat.
Foto: Mario Zgoll
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