Fangen wir doch erst mal bei den Zahlen an: Mehr als 3.400 Tiere aus knapp 240 Arten wohnen im Erlebnis-Zoo Hannover und bis zu 14.500 Besucher täglich wollen sie sehen. Aber natürlich möchten sie nicht nur glückliche Tiere beobachten, sondern auch saubere Wege, gepflegte Grünanlagen und leckeres Essen geniessen. In der Spitze arbeiten 400 Beschäftigte mit vereinten Kräften daran, dass auf dem 22 Hektar grossen Areal alles nach Plan läuft. Und wer sind diese 400? Nicht hauptsächlich Tierpfleger, die Tätigkeit, die von den meisten Bewerbern angestrebt wird. Nein, ganz viele andere Berufe gibt es im Zoo, die wir in diesem Artikel vorstellen möchten.
Der Erlebnis-Zoo Hannover hat seit 1996 eine beachtliche Entwicklung hingelegt. In vergleichsweise kurzer Zeit hat er es geschafft, sich vom reinen Stadtparkzoo zu einem touristischen Leuchtturm zu entwickeln. 1,6 Millionen Gäste begrüßt man inzwischen jährlich, die die Tiere in sieben einzigartigen Themenwelten bewundern. Die neuste Themenwelt, „Yukon Bay“, hat das Publikumsinte-resse weiter ansteigen lassen. Jeder einzelne Zoobesucher soll seinen Aufenthalt genießen und unvergessliche Eindrücke mit nach Hause nehmen. Neben Tierpflegern arbeiten Köche, Systemgastronomen, Restaurantfachleute, Veranstaltungs- und Bürokaufleute, Elektroniker und Landschaftsgärtner daran, dass alles reibungslos funktioniert.
Koch
Gerne gekocht hat Christian Blank schon in seiner Jugend. Von seiner Mutter, der er gerne in der Küche half, konnte er sich einiges abgucken. „Es hat mich interessiert, wie man Lebensmittel kombinieren kann“, sagt er. Sein späterer Wunsch, den Beruf des Kochs zu erlernen, überraschte wenig. „Die Abwechslung, die die Tätigkeit in der Küche bietet, schätze ich sehr“, erklärt der 23-Jährige. Doch mit der war es in seinem ersten Ausbildungsbetrieb, einem Hotel, nicht weit her. „Ich war hauptsächlich im Frühstücksdienst eingesetzt, da ging es weniger ums Kochen“, blickt er zurück. Nach eineinhalb Jahren klagte er seinem Fachpraxislehrer in der Berufsschule sein Leid. „Bewirb dich doch mal im Zoo, der macht viel für Azubis“, sagte der. Und Christian bewarb sich.
Gasthaus und Catering
Christian wurde zum Gespräch mit Jörg Kantor, Leiter des Zoo-Gasthauses Meyer, eingeladen. Und auch wenn Leiter Gasthaus Meyer auf seiner Visitenkarte steht, ist der passionierte Ausbilder für wesentlich mehr zuständig, nämlich auch für die gesamte Event-Gastronomie des Zoos, für die das Gasthaus Meyer das Catering übernimmt. Wer bei ihm lernt, bekommt Abwechslung garantiert. „Wir bieten viel, verlangen aber auch viel“, sagt er. Kantor lud Christian ein, sich einen Tag lang alles anzusehen und war schnell überzeugt, dass dieser Junge Mann eine Bereicherung für sein Team sein würde. Koch-Azubi Christian kann sich seitdem im Zoo tatkräftig einbringen, denn es gibt jede Menge zu tun: Allein die Küchen-Crew des Gasthauses Meyer gibt täglich zwischen 1.000 und 1.500 Essen aus. Je nach Catering-Aktivitäten kann sich diese Zahl auch leicht verdoppeln.
Verantwortung übernehmen
Den Arbeitgeberwechsel hat Christian nicht bereut. „Hier kann man als Azubi unheimlich viel lernen und auch schon früh Verantwortung tragen“, erklärt er und ist glücklich, bereits im À la Carte-Geschäft tätig sein zu dürfen. Als Koch-Azubi durchläuft er alle Posten in der Küche, vom Salat über die Beilagen bis hin zu Fleisch und Fisch. „Die größte Herausforderung in meiner Ausbildung war es bisher, Verantwortung für einen ganzen Posten zu übernehmen“, erklärt Christian, „zum Beispiel als Entremetier für den gesamten Bereich Beilagen und Salate zuständig zu sein.“
Möglichst viel Praxis
„Es ist uns wichtig, dass unsere Auszubildenden weitreichende Einblicke in die Abläufe erhalten, deswegen durchlaufen sie auch unsere Herstellungsbereiche für Eis und Nudeln oder die Fischräucherei und sammeln darüber hinaus ein, zwei Wochen Erfahrung in einer Schlachterei“, sagt Jörg Kantor, der selber gelernter Koch ist. Auch besuche man gemeinsam Lieferanten, fahre zur Lachsproduktion an die See, nehme an Käseschulungen teil, besichtige Brauereien und Weinanbieter. Ihm sei es wichtig, möglichst viel Praxis rüberzubringen und Wissen weiterzugeben. Zum Beispiel auch über monatliche Lehrveranstaltungen, in denen erfahrene Köche zeigen, wie man etwa eine Sauce hollandaise schlägt.
Restaurantfachfrau
Was Christian kocht, muss an den Tisch. Dafür sorgt zum Beispiel die angehende Restaurantfachfrau Bahar Tuncel. Schon mit 15 Jahren hatte sie ihren Hauptschulabschluss in der Tasche und ihn durch ein Jahr Berufsfachschule im Bereich Gastronomie ergänzt. Als in der Berufsfachschule die neue Lehrküche eingeweiht wurde, traf Bahar auf Jörg Kantor, der der Einweihung beiwohnte. Sie kamen ins Gespräch und Kantor bot ihr einen Praktikumsplatz an. „Zwei Wochen Praktikum habe ich im Gasthaus Meyer absolviert“, sagt Bahar. „Damals habe ich mich gleich in dem Beruf und dem Betrieb gesehen“, blickt sie zurück. Jörg Kantor war mit ihrer Leistung zufrieden: „Ich habe mich gefreut, als sie sich auf eine Ausbildung beworben hat.“
Präsentieren und verkaufen
Brot schneiden, das Kuchenbuffet aufbauen, Besteck in die Poliermaschine füllen, Teller und Gläser für den Service vorbereiten, Tische eindecken, die Tafeln mit den Tagesgerichten beschriften, Reserviert-Schilder verteilen und natürlich Beratung und Bedienung am Tisch, die sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch erfolgen kann: Bahars Arbeitsalltag wird nicht langweilig. Sie muss sich mit Weinen auskennen, sie vor Gästegruppen präsentieren und die Rebsorten erklären, Gänse vor den Gästen tranchieren, flambieren und filetieren. „Es ist unheimlich abwechslungsreich und immer lustig hier im Zoo“, findet die 18-Jährige. Jörg Kantor unterstreicht: „Das Berufsbild hat sich stark gewandelt. Es geht nicht mehr nur darum, Teller rauszutragen, man muss präsentieren und verkaufen können.“
Flexibilität gefragt
Was ihre Arbeitszeiten angeht, muss sie flexibel sein, denn gearbeitet wird in Früh-, Mittel- oder Spätschicht. Der Arbeitsplan wird immer eine Woche im Voraus erstellt, wobei auf private Vorhaben nach Möglichkeit Rücksicht genommen wird. Pausen macht Bahar dann, wenn es die Zeit zulässt, also meistens, wenn das Restaurant nicht bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Besonders gut gefällt ihr, dass es im Zoo so viele Themenwelten gibt, in denen das Event-Team vom Gasthaus Meyer für das Catering sorgt. So wie am 31. August dieses Jahres, auf der „Canadian Night“ in Yukon Bay. Viele solcher Veranstaltungen gibt es und für alle übernehmen die 57 Mitarbeiter des Gasthauses die Bewirtung. Dabei ist eine enge Absprache mit den Planern der Events ist erforderlich, den Veranstaltungskaufleuten.
Veranstaltungskaufmann
Einer von ihnen ist der 21-jährige Björn Metzner, Auszubildender im zweiten Jahr. Sein Job ist es, für Events wie die „Canadian Night“ Buchungen entgegenzunehmen, Bestuhlungspläne zu erstellen, die Gäste zu begrüßen oder die Abläufe mit dem Catering abzustimmen. Auch Familienfeiern, Kindergeburtstage oder Unternehmensverantaltungen werden gerne individuell gebucht. Björn sendet Angebote raus, berät die Kunden bei der Umsetzung, bereitet Verträge vor, reserviert Tickets, kontrolliert und dekoriert Räume auf Kundenwunsch, erstellt Menükarten und vieles mehr.
Leuchtende Augen
Die Gäste abzuholen und durch die Räumlichkeiten zu führen, liegt ihm besonders. „Es macht Spaß, sie zu betreuen, ihnen die Themenwelten zu erklären und die begeisterten Gesichter und leuchtenden Augen bei eigens für sie aufgeführten Fütterungen oder der Robbenshow zu sehen“, sagt er. Je größer die Veranstaltung, desto spannender sei es. „Die für mich größte Herausforderung bisher war das Koordinieren der Weihnachtsfeier eines Unternehmens mit 3.400 Gästen, bezogen auf die Registrierung und den Einlass“, berichtet er. In seinem Beruf, den er nach der Ausbildung gerne weiter im Zoo ausüben würde, muss man stressresistent sein. „Zeitmangel und Unglücke setzen ungeahnte Kräfte frei“, weiß er schmunzelnd zu berichten. Etwa 2.000 Veranstaltungen organisiert das achtköpfige Event-Team pro Jahr.
Fachkraft für Systemgastronomie
Neben den Full-Service-Restaurants wie dem Gasthaus Meyer gibt es aber noch mehr an Gastronomie: Zehn Systemrestaurants, 19 Snack-Points und verschiedene mobile Einheiten verteilen sich über das gesamte Gelände. Das sind die Einsatzgebiete der Systemgastronomen, wie Kyra Laurine Schwien. „Ein Bürojob würde für mich nicht infrage kommen“, erzählt sie im Zoo-Eiscafé Luigi Amarone, in dem wir sie am Mittag treffen. Schon wenige Zeit später sieht man sie im afrikanischen Café Kifaru, wo sie in landesspezifischer Kleidung Burger, Pizza, Hot Dogs, Pommes und vieles mehr zubereitet und verkauft.
Jeden Tag anders
Der Umgang mit den Kunden ist es, der ihr gefällt. Eine Erfahrung, die sie schon während ihrer Schulzeit machte, als sie über ein Jahr lang an den Wochenenden als Aushilfe im Zoo arbeitete. Die Arbeitsatmosphäre, die Umgebung und der Umgang mit immer anderen Menschen haben sie überzeugt. „Jeder Tag verläuft anders und das macht den Beruf so spannend“, sagt sie. Und auch wenn in der Systemgastronomie Abläufe, Rezepturen und Zubereitungszeiten vorgegeben sind, gebe es Freiräume: „Wir können Sonderwünsche erfüllen und überlegen uns saisonale Aktionen, zum Beispiel in der Erdbeerzeit.“ Alle sechs bis acht Wochen wechselt sie die Gastronomiebetriebe, die sogenannten Outlets, quer durch alle Themenwelten. Auch sie wird eine Zeit lang im Gasthaus Meyer arbeiten, genauso wie die Azubis aus den Full-Service-Restaurants die Systemgastronomie kennenlernen werden.
Viel Administratives
In der Ausbildung zur Fachkraft für Systemgastronomie geht es aber nicht nur um das Zubereiten und Verkaufen von Speisen, wie Alexandra Mittendorf erklärt. Sie leitet das Gastronomiebüro, von dem aus alle Systemgastronomiebetriebe koordiniert werden. Ziel sei es, die Azubis auf eine Führungsposition vorzubereiten. So soll auch Kyra Laurine später ein Team leiten können. Bei Alexandra Mittendorf machen die Fachkräfte für Systemgastronomie im letzten Ausbildungsjahr Station. „Wir erledigen hier viele administrative Dinge, bewerten die monatlichen Inventuren, kontrollieren Rechnungen, holen Angebote ein, vergleichen Preise und sorgen unter anderem auch dafür, dass alle Gastronomiekräfte die richtige Arbeitskleidung erhalten. In der Spitze sind das bis zu 300 Mitarbeiter“, sagt sie.
Landschaftsgärtner
Und was wäre ein Zoo, wenn nicht alle Gehege, Grünanlagen und Wege liebevoll gepflegt würden? Darum kümmern sich Landschaftsgärtner wie Robin Wrede. Der Auszubildende im zweiten Lehrjahr schwärmt von seinem Arbeitsort mit seinen landschaftlichen Eigenarten wie Ufer- und Wasserzonen, Felsen, Steppe und so weiter, die für Abwechslung sorgen. Und er kann zupacken. „Nach der Schule hatte ich den Wunsch nach praktischer Arbeit“, sagt der 19-Jährige. Sein Interesse an Pflanzen habe ihn schließlich zu diesem Beruf geführt, eine Stellenanzeige des Zoos und spätere Internetrecherche auf das Ausbildungsunternehmen. Angefangen hatte sein Wirken im Zoo mit einfacheren Aufgaben wie Unkraut entfernen oder kleinen Pflegeschnitten. Nach und nach lernte er alles Mögliche über Botanik, Zaun- und Pergolenbau oder auch Pflaster- und Natursteinarbeiten. Stoff, der auch in der Berufsschule vermittelt wird. Pflege- und Pflasterarbeiten mag Robin besonders.
Raus, bevor die Löwen kommen
Robins Tag beginnt morgens um 6 Uhr, denn bis die Besucher kommen, sollten alle publikumsrelevanten Bereiche fertig sein. „Wir arbeiten ja auch in den Tiergehegen“, sagt er, „tauschen zum Beispiel Kletterbäume aus oder erneuern die Böden.“ Da sollte man darauf achten, draußen zu sein, bevor die Tiere rausgelassen werden. „Die Terminierung muss man streng einhalten“, sagt Gärtner-Bereichsleiter Detlef Meiners, verantwortlich für Gärtner und Reinigungskräfte im Zoo. Solche Einsätze stimme man deshalb immer eng mit den Tierpflegern ab.
Auch im Winter viel zu tun
Einem Bereich fest zugeordnet ist Robin nicht: „Wo wir arbeiten, hängt ganz von der Auftragslage ab.“ Von etwa 9 Uhr an knöpfen sich die Gärtner die Bereiche vor, in denen sie arbeiten können, ohne das Erlebnis der Zoogäste zu schmälern. Und wer gedacht hat, in der kalten Jahreszeit hätten die Gärtner im Zoo Hannover nicht viel zu tun, der irrt. Sie fassen mit an, wenn der Winterzoo auf- und abgebaut werden muss, bewegen containerweise Erdreich, bauen Wege, setzen Architektenpläne für Gehege und Anlagen um und treffen allerlei Vorbereitungen für die neue Saison. Und auch das Führen von Maschinen, vom Traktor über den Radlader bis hin zum Bagger, gehört zu den Tätigkeiten der Gärtner.
Bürokaufmann
Lieber was Kaufmännisches wollte der 24-jährige Steffen Hausmann machen. Buchhaltung, Sekretariat, Controlling, Einkauf und Personal sind die Schauplätze seines Wirkens als künftiger Bürokaufmann. Der Auszubildende im zweiten Lehrjahr schätzt sein berufliches Umfeld: „Hier bekommt man Einblicke in ganz unterschiedliche Bereiche, auch was die Zoologie angeht. Und es ist nicht alles so standardisiert wie in einer Behörde.“
„Cool, hast Du Freikarten?“
Controlling habe er bisher am spannendsten gefunden, aber auch das Bewerbermanagement, um das er sich momentan in der Personalabteilung verdient macht, bereitet ihm Freude. „Selbst wenn Flaute ist, haben wir noch um die 20 Bewerbungen am Tag – auf dem Postweg oder online“, sagt Steffen. „Ich pflege sie in unsere Datenbank ein, digitalisiere Dokumente und beantworte Anfragen zu Praktikumsplätzen und so weiter“, schildert er seinen Alltag. Und auch wenn er mit den Tieren eigentlich nicht viel zu tun hat, sorgt die Erwähnung seines Arbeitgebers häufig für Begeisterung. Die erste Frage sei dann immer: „Cool, hast Du Freikarten?“
Liebe zum Beruf
So unterschiedlich die Berufe im Erlebnis-Zoo Hannover und die schulischen Anforderungen an die Bewerber auch sind, in einem sind sich alle Ausbilder einig: Die Bewerber müssen zeigen, dass sie mit Leidenschaft dabei sind. „Man muss sich über das Berufsbild informiert haben, auch darüber, was das Unangenehme an dem Job ist“, sagt Michael Schüller, Ausbilder für Bürokaufleute. Jörg Kantor bringt es in Bezug auf die Köche auf den Punkt: „Ich stelle einen Koch ein, der eine vier im Zeugnis hat, der aber Liebe zum Beruf mitbringt. Die geht nämlich durch den Magen.“
Kontakt:
Erlebnis-Zoo Hannover
Adenauerallee 3
30175 Hannover
Tel.: (0511) 28074–163
E-Mail: info@zoo-hannover.de
Internet: www.zoo-hannover.de
Mehr Infos zur Tierpfleger-Ausbildung im Erlebnis-Zoo Hannover gibt es hier
Fotos: Mario Zgoll
Foto (4. von oben, 1. von unten): Zoo Hannover
Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung erklärst Du Dich damit einverstanden. Datenschutzerklärung
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.
Diskussion
Keine Kommentare zu “Alles außer Tierpfleger: Die „anderen“ Berufe im Erlebnis-Zoo Hannover”