Wer als Azubi heute Vermögen aufbauen will, hat eine kaum überschaubare Auswahl. In den letzten beiden Heften haben wir uns mit den weitverbreiteten Geldanlagen wie Immobilien, Aktien und Anleihen beschäftigt. Doch die Eurokrise hat den Blick auch auf Rohstoffe als mögliche Investments gelenkt. So wird der Goldpreis täglich in den Nachrichten genannt, und auch manche Azubis fragen sich, ob sich dieses Edelmetall für den Vermögensaufbau eignet. Doch was zählt eigentlich alles zu den Rohstoffen, wie kann man mit ihnen Geld verdienen und vor allem: Sind Geldanlagen in Rohstoffe überhaupt etwas für Azubis?
Was sind Rohstoffe?
Dies sind neben Edelmetallen (vor allem Gold, Silber und Platin) auch Produktionsrohstoffe. Das können Metalle sein (z.B. Kupfer oder Aluminium für die Autoproduktion), andere Produktionsstoffe (wie Holz, Kohle, Stahl oder Erdöl), nachwachsende Rohstoffe wie Baumwolle für die Textilindustrie oder Agrarrohstoffe wie Sojabohnen, Weizen oder Schweinefleisch für Nahrungsmittelhersteller. Spekulative Investments in Nahrungsmittel sind in letzter Zeit aus moralischen Gründen heftig angegriffen worden und teilweise von den Märkten verschwunden.
Nur Kursgewinne
Da Rohstoffe keine Zinsen bringen, lässt sich mit Rohstoffen normalerweise nur dadurch Geld verdienen, dass sich ihr Kurs ändert. Wenn beispielsweise viele Menschen Angst davor haben, dass Papiergeld an Wert verliert und deshalb Gold kaufen, steigt der Goldpreis an. Wer vor dem Preisanstieg Gold gekauft hat, kann sein Gold nun teurer verkaufen und macht einen Gewinn. Wenn der Goldpreis hingegen fällt, weil zum Beispiel eine große neue Goldader gefunden wurde, entsteht beim Verkauf ein Verlust.
„Physischer“ Kauf
Die wenigsten Rohstoffe kannst Du „physisch“ erwerben, also wie einen Fernseher oder ein Auto kaufen und mit nach Hause nehmen. Am häufigsten ist der physische Kauf von Edelmetallen, die Banken als Gold-, Silber- oder Platinbarren an Privatanleger verkaufen. Wegen der Diebstahlgefahr müssen die Käufer ihr Edelmetall unbedingt sicher aufbewahren. Viele Anleger nutzen hierfür ein Bankschließfach.
Rohstoff-Zertifikate
Ein physischer Kauf als Investment ist für Privatanleger bei anderen Rohstoffen schwierig oder unmöglich – wer auf den Preis von Baumwolle oder Erdöl setzen will, kann sich schlecht ein Baumwolllager anmieten oder zusätzlich Erdöl in einem Tank bunkern. Hierfür gibt es Wertpapiere („Zertifikate“), die anstelle der physischen Rohstoffe gehandelt werden. So würde z. B. ein Stahl-Zertifikat immer genau der Wert einer Tonne Stahl haben oder ein Erdöl-Zertifikat immer den Wert eines Fasses (= 159 Liter) Erdöl. Diese Zertifikate werden an Börsen gehandelt und können auch von Privatanlegern gekauft und verkauft werden.
Rohstoff-Investmentfonds
Über Investmentfonds (siehe Beitrag im letzten „azubi“) kannst Du auf zwei Arten in Rohstoffe investieren. So gibt es zum einen „echte“ Rohstofffonds, die über Zertifikate oder sogar physisch direkt Rohstoffe kaufen und verkaufen, z. B. Holzplantagen. Ihre Wertentwicklung hängt dann vor allem von der Preisentwicklung der gekauften Rohstoffe ab. Hier beobachten viele Experten die Märkte und bilden sich ihre Meinung, in welche Rohstoffe sie das Geld der Anleger investieren wollen.
Andere Investmentfonds legen das Kapital der Sparer in Aktien oder Anleihen (siehe ebenfalls Beitrag im letzten „azubi“) von Rohstoffunternehmen an, kaufen also beispielsweise Aktien von Goldminen oder Anleihen von Stahlunternehmen. Manche Fonds dürfen auch Wertpapiere anderer Unternehmen kaufen und haben dann nur einen Schwerpunkt auf Rohstoffunternehmen.
Fondsauswahl wichtig
Diese Art von Rohstofffonds profitiert nicht direkt von Preisänderungen bei den Rohstoffen, sondern von steigenden oder fallenden Kursen der gekauften Aktien oder Anleihen. Das kann für Anleger ein Vorteil oder Nachteil sein: So kann die Aktie eines hervorragend gemanagten Stahlunternehmens auch steigen, wenn der Stahlpreis gleich bleibt oder sogar fällt. Umgekehrt könnte der Kurs eines schlecht geführten Unternehmens auch fallen, obwohl der Stahlpreis steigt.
Hier kommt es also weniger auf die Entwicklung der Rohstoffpreise als auf die Auswahl der „richtigen“ Unternehmen an. Gute Fondsmanager erzielen hierbei sehr ordentliche Renditen, schlechte Fondsmanager nicht! Wie immer beim Kauf eines Investmentfonds kommt es daher auf eine gute Beratung und die richtige Auswahl an.
Einflussfaktoren …
Der wichtigste Einflussfaktor für Rohstoffpreise ist sicherlich der Bedarf: Werden viele Autos gekauft, brauchen die Autohersteller viel Stahl oder Aluminium, um diese Autos zu bauen, und der Preis dieser Rohstoffe wird im Normalfall steigen. Allerdings können Erfindungen die Voraussetzungen komplett ändern. So wird derzeit noch immer sehr viel Kupfer für Kabel benötigt. Käme nun ein wesentlich billigerer Stoff mit denselben Eigenschaften auf den Markt, würde der Kupferpreis drastisch sinken, weil die Unternehmen nun viel weniger Kupfer benötigen würden.
… für die Preise
Andererseits können Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Stürme ebenso für explodierende Rohstoffpreise sorgen wie politische Veränderungen oder Revolutionen in Ländern mit großen Rohstoffvorkommen. Auch massenhafte Spekulationen können Rohstoffpreise in die eine oder andere Richtung treiben.
Nur für Profis!
Wie Du siehst, sind Investments in Rohstoffe oft sehr kompliziert, und die Wertentwicklung hängt von vielen Faktoren ab, die sich (wie Erdbeben oder Revolutionen) nur schwer vorhersagen lassen. Wenn Dir ein kleiner Goldbarren Sicherheit für Notfälle gibt, ist es natürlich in Ordnung, wenn Du Dir einen kaufst. Als Basis für den Vermögensaufbau sind Rohstoffe für Azubis hingegen völlig ungeeignet. Am ehesten kommen – nach einigen Jahren Erfahrung mit Geldanlagen! – noch Investmentfonds als Ergänzung Deines Vermögensaufbaus in Frage, die in Aktien oder Anleihen von Rohstoffunternehmen investieren. Ansonsten gilt: Nur für Profis!
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