Mons hat mindestens zwei, wenn nicht drei Gesichter. Eines vor dem Jahr der Kulturhauptstadt, eines danach und das Dritte heute. Die südbelgische Stadt ist neben dem tschechischen Pilsen in diesem Jahr die Kulturhauptstadt. Leuchtende Figuren zwischen inszenierten Nebelwolken, schwebende weiße Riesenvögel und grandiose Stadtillumination waren der spektakuläre Auftakt in das Kulturhauptstadtjahr. 12 Monate lang herrscht in Mons nun der Ausnahmezustand.
Bis in die 60er Jahre hinein war die Stadt das Verwaltungszentrum des großen Kohlegebietes Borinage, das als das Ruhrgebiet Belgiens bezeichnet wurde. Doch die dunklen Zeiten der Kohleförderung sind vorbei. Schon in den vergangenen Jahren hat sich die ehemalige Bergbaustadt mehr und mehr zu einer jungen Stadt entwickelt. Um die 90.000 Menschen leben im Großraum Mons. 9.000 Studenten sitzen in den Hörsälen der beiden Universitäten. Das NATO Hauptquartier SHAPE liegt in der Nähe. Und mit den Giganten der IT-Branche, Goggle und Microsoft, an der Seite soll in den nächsten Jahren das „Digital Innovation Valley“ ausgebaut werden. Vor allem im Dienstleistungs- und IT-Bereich gibt es neue Jobs.
Fritten und Waffeln
Über zwei Millionen Besucher erwartet die mittelgroße Kulturhauptstadt. Dafür macht Mons seine Bevölkerung zu Botschaftern. 1.500 Freiwillige haben sich gemeldet, für Stadtführungen und Veranstaltungsorganisation. Mit dem Motto „Ich bin Mons. Du auch?“, wollen sie das Band zwischen Gast und Stadtbewohner knüpfen. Mit dabei ist Sabine Schneider. Seit sieben Jahren lebt die Umweltingenieurin hier und führt neben ihrem Fulltimejob vor allem deutsche Gäste durch ihre neue Heimat. „Das Herz der Szene schlägt am Marché aux Herbes. Das ist unser Quartier Latin“, sagt sie. „Marché aux herbes“ steht für Kräutermarkt. Ein Marktplatz ist hier nicht mehr, sondern Bars und Bistros säumen jetzt den Platz. Wer den Duft von frisch gebackenen Waffeln riecht, sollte zugreifen. Belgische Waffeln, dick und mit tiefem Rippenmuster schmecken en passant am Waffelstand ebenso gut wie im Restaurant. Ein Gaumenschmaus sind auch die belgischen Fritten, die mit den dünnen Pommes frites wie sie bei uns auf dem Teller liegen, nicht vergleichbar sind. Außen schön knusprig braun, innen weich, sind auch sie eine typisch belgische Delikatesse aus der Tüte.
Ob mit Fritten und Waffeln gestärkt oder nicht, von hier aus lässt sich auf jeden Fall gut eine kurze Zeitreise starten. Mittelalterliche Kopfsteingassen bergauf liegt die sehenswerte Stiftskirche der heiligen Waltrudis und oben an der Spitze des Hügels der 87 Meter hohe Belfried. Der Glockenturm ist das Wahrzeichen der Stadt und Weltkulturerbe. „Mons hat viel Charme“, betont Sabine begeistert. Es ist das architektonische Kontrastprogramm, das in der Stadt eine lebendige Atmosphäre schafft. Auf dem Weg bergab zur Grand Place, kommen wir am neuen Kunstmuseum vorbei. Der hypermoderne Glasbau zeigt uns wie harmonisch moderne Architektur und Bauten aus dem 17. Jahrhundert zusammenpassen können.
Attraktionen und Highlights
Der Grande Place ist ein typisch belgisches Kleinod mit einem spätgotischem Rathaus und stattlichen Bürgerhäusern. Unauffällig aber von großer Bedeutung ist der 30 Zentimeter hohe Affe aus Bronze an der Rathausfassade. Keiner weiß genau, warum ein Affe hier sitzt. Allzu gerne erzählen die Montoiser aber die Legende, dass derjenige, der das Bronzetier am Kopf krault, ein Jahr lang Glück habe. Wahrscheinlich hat Arne Quinze vergessen, den Kopf des Affen zu streicheln, denn sein künstlerisches Riesenwerk „The Passenger“ in der Rue de Nimy, die vom Grand Place abgeht, stürzte noch vor der Eröffnung ein. Der weiß-rote Stelzenwald, mit 16 Meter hohen Latten, schlängelt sich die gesamte Rue de Nimy entlang. Im Juni soll das Kunstwerk wieder stehen. Urbane Installationen sind überhaupt die besonderen Highlights. Wenn im Mai ein gigantischer roter Ball durch die Stadt rollt, Riesenspielsteine im Domino-Effekt umfallen und Bücher wie ein Springbrunnen aus einem Fenster springen, beginnt die Aktion „la ville en jeux“ und die Stadt ist im wahrsten Sinn des Wortes „ein Spiel“.
Das Programm mit 300 Veranstaltungen und 5.000 belgischen sowie internationalen Künstlern kann sich sehen lassen. Fast 80 Prozent der Veranstaltungen sind gratis. Keine Frage, das Jahr als Kulturhauptstadt wird seine Spuren hinterlassen.
Hinkommen:
Mons liegt zirka 50 Kilometer südlich von Brüssel. Wer mit dem Flugzeug nach Brüssel, anreist fährt am besten mit der Bahn weiter. Es gibt täglich mehrere Bahnverbindungen nach Mons. Für die Anreise mit der Bahn ab Deutschland bietet sich der Thalys-Sondertarif von Aachen, Düsseldorf oder Köln aus an. Mit dem Auto fährt man auf der A3 und E42, über Köln, Aachen und Lüttich (Liège) nach Mons oder auf der A6 über Luxemburg und Namur nach Mons.
Unterkommen:
Das Hotel Dream ist das besondere Hotel in Mons, weil es ein ehemaliges Kloster ist. Überall schwarzer Teppichboden, dazwischen die im Kardinalrot gestrichenen Türen. Kirchenhohe Decken in einigen Zimmern und eine Empore dazu. Mehr Infos unter www.dream-mons.be
Ausgehen (Tipps von Sabine):
– „Le Chin Chin“, Rue des clercs 15: Bekannt für den besonderen Zitronenschnaps
– „L´ane barré, Cour de l´ane barré 3. Gutes Bier und gute Stimmung sind garantiert
– „Bateau Ivre“, Rue de Nimy 1, beste Musikkneipe von Mons, freier Eintritt und (fast) jeden Abend Life-Musik
Touristeninformation:
www.belgien-tourismus.de
www.mons2015.eu
Foto: Belgien – Tourismus
Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung erklärst Du Dich damit einverstanden. Datenschutzerklärung
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.
Diskussion
Keine Kommentare zu “Mons lockt mit urbaner Kultur”