Berufsbilder


Ausbildungsberuf Diätassistentin/Diätassistent

Damit Essen nicht krank macht
Eine gute Dokumentation steht im Zentrum der Ernährungsberatung. Foto: fotolia.comTreffen kann es jeden. Ein Übermaß an Zucker, Fett oder eine insgesamt wenig ausgewogene Ernährung können zu Übergewicht und sogar Erkrankungen führen. Dass der Griff zu Burger und Cola zur Gewohnheit wird, ist keine Seltenheit – schnell soll es beim Essen schließlich häufig gehen und möglichst wenig kosten. Wenn in der Folge allerdings die Figur und das Blutbild aus den Fugen geraten oder der Blutdruck in bedrohliche Höhen schnellt, ist Abhilfe gefordert. Auf den Plan treten dann Diätassistenten.

„Viele wollen es erst gar nicht so weit kommen lassen“, betont Beate Bohlen. Die Oldenburgerin muss es wissen: Sie ist seit 2003 selbstständig in der Ernährungsberatung tätig. Zu ihr kommen Menschen, die Hilfe und Unterstützung benötigen – zum einen bei Übergewicht und ernährungsbedingten Erkrankungen, zum anderen aber auch für vorbeugende Maßnahmen. „Es ist ein Trend zu erkennen, sich mehr mit Ernährungsfragen zu beschäftigen.“

Auch Ida Janssen möchte in Zukunft zu denen gehören, die auf Fragen rund um eine gesunde Ernährung stets die passende Antwort parat haben. Die 19-Jährige ist im ersten von drei Jahren an der Oldenburger „SCHULE für Berufe mit Zukunft“ und weiß um die Herausforderungen des Berufsbildes: „Diätassistenten sind mit unterschiedlichen Fragestellungen konfrontiert. Wir helfen Menschen, die Krankheiten oder Probleme aufgrund ihrer Lebensweise entwickelt haben.“ Im Mittelpunkt steht der Einzelne: „Wir stellen uns sehr individuell auf jeden ein“, betont sie.

Schokolade essen?
Vermindert, aber nicht verboten
Beate Bohlen, die zwischen 2000 und 2003 ihr Handwerk ebenfalls an dieser Schule erlernte, bestätigt das: „Alles muss exakt auf die Bedürfnisse und Lebensumstände des Einzelnen abgestimmt sein.“ Sie zeigt aber auch auf, dass das Vorgehen durchaus wiederkehrenden Abläufen folgt: „Es gibt immer ein Erstgespräch mit einer Anamnese und der Bestandsaufnahme der Essgewohnheiten.“ Hilfreich sei zudem ein Ernährungsprotokoll, um einen besseren Einblick zu bekommen. Daran schließen sich die Beratung und eine Strategieplanung an. „In der Regel kommt man pro Klient auf drei bis fünf Termine“, ist Bohlens Erfahrung.

Dass bei einer Umstellung der Gewohnheiten nicht alles von heute auf morgen klappen kann, weiß die Leiterin der „SCHULE für Berufe mit Zukunft“ Birgit Rogge. Ganz im Gegenteil: „Das gelingt besser in kleinen Schritten. So sind Erfolgserlebnisse schneller sichtbar und der Patient ist nicht überfordert“, so Rogge. „Es gibt auch keine Verbote. Sprich: Schokolade wird beispielsweise nicht ganz gestrichen, sondern eine Tafel pro Woche ist erlaubt. Wie man sich diese dann einteilt, bleibt jedem selbst überlassen.“ Ein klassisches Beispiel ist ein Patient mit Übergewicht und Bluthochdruck: „Am Anfang erheben wir gemeinsam per Fragebogen alle relevanten Daten. Nach der Auswertung folgt die diätetische Diagnose.“ Eine energiereduzierte Kost soll dann zu einer Gewichtsreduktion und als weitere Konsequenz auch zur Senkung des Blutdrucks führen.

Gefragt: Einfühlungsvermögen und Wissenshunger
Selbstständige Ernährungsberaterin: Beate Bohlen. Foto: nhDie Schulleitung in Oldenburg schaut bei den Bewerbern genau hin. Schließlich gilt es abzuschätzen, ob sie den vielfältigen Aufgaben im Beruf gewachsen sein werden: „Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Kreativität“ nennt Birgit Rogge – neben mindestens einem Realschulabschluss – als wichtige Voraussetzungen. Sie verabschiedet jährlich etwa 15 Diätassistenten in den Beruf. Die Schüler werden in der dreijährigen Lehrzeit kompetent betreut: „Wir bieten einen qualifizierten Unterricht von Medizinern, Ökotrophologen und Diätassistenten. Dabei rücken Fallbeispiele in den Mittelpunkt, zudem werden Lerninhalte in der Lehrküche vermittelt.“ Später locken vielfältige Einsatzmöglichkeiten: In Krankenhäusern, Reha-Kliniken, Krankenkassen, ambulanten Schwerpunktpraxen oder – wie im Beispiel von Beate Bohlen – selbstständig in der eigenen Praxis sind die Experten für Ernährungsfragen aktiv.

Wie Ida Janssen befindet sich auch Leona Rolle im ersten Jahr der Ausbildung. Die 20-Jährige schlug im August 2014 an der Universitären Bildungsakademie des Universitätsklinikums in Hamburg-Eppendorf den Weg Richtung Diätassistentin ein – und ist begeistert: „Ich fühle mich rundum wohl.“ Ihre Erwartungen sieht sie übertroffen: „Keines der Fächer ist annähernd so langweilig, wie es für den einen oder anderen klingen mag.“ Auf dem Stundenplan stehen zum Beispiel Ernährungspsychologie oder Fachenglisch. Knapp zwei Drittel der Zeit umfasst der theoretische Anteil; entsprechend neugierig sind die Auszubildenden darauf, praktisch aktiv zu werden.

Wunsch für die Berufspraxis: Schwangerenberatung
In welche Richtung der Praxis es sie nach der Ausbildung führen wird, ist sich Leona Rolle „noch nicht ganz sicher“; wenngleich eine Idee sie aktuell besonders reizt: „Ich finde immer mehr Gefallen an der Ernährungsberatung von Schwangeren. Die ist auf längere Zeit angelegt und findet in enger Abstimmung mit den werdenden Eltern statt.“ Für Beate Bohlen war von Beginn an klar, „als Dozentin oder Beraterin zu arbeiten.“ Kochkurse und Unterricht für angehende Diätköche gehören heute außerhalb ihrer Praxis zu den weiteren Tätigkeiten.

Mit dem Abschluss der Ausbildung muss übrigens noch nicht Schluss sein: Absolventen können ein Studium anschließen. „Diätetik für Diätassistenten“ beispielsweise oder das berufsbegleitende Studium „Gesundheit und Management“. Dass Diätassistenten beschäftigungslos werden, ist angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung nicht zu erwarten; ganz im Gegenteil. Laut einer aktuellen Statistik sind 52 Prozent aller erwachsenen Deutschen übergewichtig. Und fast zehn Prozent leiden an einer Diabetes-Erkrankung. Gut zu wissen, dass im Bedarfsfall Spezialisten wie Beate Bohlen bereit stehen, um zu helfen – vor allem aber auch, um vorzubeugen.

Ausbildungsberuf: Diätassistent/-in
Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Ausbildungsart: Schulische Ausbildung an Berufsfachschulen

Berufsinhalte: Im Mittelpunkt des Berufs stehen die Erstellung von Ernährungstherapie-Plänen und die Prävention ernährungsabhängiger Erkrankungen. Auf Basis des Ernährungszustands und des individuellen Energie- und Nährstoffbedarfs wird eine Diättherapie erarbeitet. Schwerpunkt ist die Beratung von Patienten, hinzu kommen je nach Einsatzgebiet Vorträge und Kochkurse.

Beschäftigungsbetriebe: Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken, Ambulante, Schwerpunktpraxe, Selbstständig in eigener Praxis

Schulabschluss: Mittlerer Bildungsabschluss

Anforderungen: Organisatorische Fähigkeiten und Verantwortungsbewusstsein, Pädagogische Fähigkeiten und Einfühlungsvermögen, Kreativität und Sorgfalt, Kundenorientierung

Autoren: Torben Rosenbohm/Mareike Lange
Foto  (oben): fotolia.com
Foto (unten): nh

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