Berufsbilder


Das etwas andere Maßschneidern

Gutes Design ist bei weitem nicht nur in der Modewelt gefragt. Auch die Industrie braucht einfallsreiche und ansprechende Lösungen, zum Beispiel für große Produktionsmaschinen oder den Staubsauger im Abstellraum. Immer dann, wenn diese Dinge entwickelt, konstruiert und gestaltet werden, sind Technische Produktdesigner am Werk. Sie hauchen den Konstruktionsskizzen der Ingenieure am Computer Leben ein – mit spezieller Software und in 3D. Für diesen Job braucht es vor allem ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Und Kreativität.

Das Funktionale mit dem Optischen verknüpfen – das ist die Kernaufgabe des angehenden Technischen Produktdesigners Tobias Dennert. Foto: Wesemann GmbH„Bei mir kommt es darauf an, das Funktionale mit dem Optischen zu verknüpfen“, erzählt Tobias Dennert, der gerade in den letzten Zügen seiner Ausbildung zum Technischen Produktdesigner steckt. Nach einer Neuordnung im Jahr 2011 wird der Beruf in zwei Fachrichtungen angeboten: Die eine nennt sich Maschinen- und Anlagenkonstruktion, die andere Produktgestaltung und -konstruktion. Für letztere hat sich Tobias entschieden. Hier liegt der Fokus darauf, dem bereits fertigen Produkt ein schickes Design zu verpassen. Genau das lernt der 23-Jährige bei der Wesemann GmbH in Syke. „Wir stellen Laboreinrichtungen und -zubehör für Schulen, Universitäten und die Industrie her“, erklärt er. „Die Sonderkonstruktionen machen mir am meisten Spaß, weil ich ganz individuell überlegen muss, wie die Wünsche und Anforderungen der Kunden am klügsten umzusetzen sind.“

Arbeit nach Maß
Bei Josua Brechtel wiederum steht das schicke Design nicht so sehr im Vordergrund. In seiner Ausbildung geht es vor allem um große Produktionsmaschinen, die „technisch einwandfrei funktionieren müssen“, erzählt der 21-Jährige. „Technische Produktdesigner mit der Fachrichtung Maschinen- und Anlagenkonstruktion wie ich sorgen dafür, dass die Geräte effizient arbeiten.“ Deshalb erlernt er das ABC des technischen Zeichnens im Unternehmen PS Laser in Thedinghausen, das mit hochmodernen Laseranlagen verschiedene Metallerzeugnisse anfertigt. Und noch viel mehr: Die Angebotserstellung und Preiskalkulation gehören genauso zu den Aufgaben Technischer Produktdesigner wie das eigentliche Bearbeiten der Aufträge. Die sind manchmal klein, manchmal aber auch so umfassend, dass sie bereits im Vorfeld detailliert vorbereitet werden müssen: „Alles wird dokumentiert“, betont Brechtel, denn an großen Projekten arbeite stets ein großes Team. „Man muss sich viel Wissen aneignen und sehr schnell wieder abrufen können.“ Flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren sei sehr wichtig in diesem Beruf. „Damit Lösungen nach Maß erstellt werden können, halte ich oft Rücksprache mit der Fertigung – dort wissen sie am besten darüber Bescheid, was umsetzbar ist.“

Duale Ausbildung: Betrieb und Berufsschule im Wechsel
Josua Brechtel und Tobias Dennert eignen sich ihr Wissen aber nicht nur im Unternehmen an, sondern drücken auch gemeinsam die Schulbank. An der BBS in Verden stehen Themen wie Fertigungsmethoden, Werkstoffkunde und Basics aus überlappenden Bereichen wie der Elektronik auf dem Lehrplan. In der Berufsschule schauen sich die beiden Auszubildenden gegenseitig über die Schulter und lernen so immer wieder Neues aus der anderen Fachrichtung. Ob in der Schule oder im Betrieb: Am Anfang steht immer die Kundenskizze. Danach erst geht es an die Feinarbeit. „Vor der Ausbildung habe ich mit einem Maschinenbaustudium begonnen und schon da gemerkt – technisches Zeichnen und der Umgang mit CAD-Programmen faszinieren mich“, berichtet Tobias Dennert. CAD? Was kryptisch klingt, bedeutet computer-aided design, also computergestütztes Entwerfen. Mit diesen 2D- und 3D-Programmen arbeitet auch Josua Brechtel bei PS Laser: „Damit entwerfe ich zum Beispiel Schweißvorrichtungen, die wir in der Fertigung benötigen.“

Gefragt: räumliche Vorstellungskraft und Kreativität
„Was unsere Auszubildenden mitbringen müssen, ist definitiv räumliches Vorstellungsvermögen“, betont Thomas Pelka, Ausbildungsleiter bei der Wesemann Gmbh. Er ist zuständig für die Auswahl der Bewerber und freut sich, wenn sie bereits im ersten Gespräch Interesse zeigen und Fragen stellen. Technisches Verständnis sei ebenfalls wichtig. „Es muss nicht ins Detail gehen, aber ein Grundwissen sollte vorhanden sein“, so Pelka. Das sind – neben einem mittleren Bildungsabschluss und guten Noten in Mathematik – wichtige Voraussetzungen für den Ausbildungsstart. Tobias Dennert nickt und ergänzt: „Es bringt nichts, wenn das Teil am Computer gut aussieht, am Ende aber technisch nicht umsetzbar ist.“ Damit sie ein Gefühl für ihre Produkte bekommen, durchlaufen die Auszubildenden alle Bereiche der Produktion. Dann heißt es: fräsen, bohren, schweißen. So halten sie in Händen, was sie täglich entwickeln und vertreiben. „Es macht Spaß, die am PC selbstgezeichneten Bauteile in der Fertigung wiederzusehen“, bestätigt Josua Brechtel.

Und nach dem Ausbilden: weiterbilden!
„Nach meiner Ausbildung würde ich gerne eine Weiterbildung zum Techniker machen“, erzählt Tobias Dennert von seinen Zukunftsplänen. „Ich will meine Kenntnisse und Fähigkeiten weiter ausbauen.“ Im Sommer wird er seine Abschlussprüfung antreten, die Übernahmechancen bei der Wesemann Gmbh stehen gut. Auch Josua Brechtel will nicht aufhören zu lernen. Er kann sich vorstellen, eventuell noch einmal zu studieren. Nach seiner Ausbildung kann er vermutlich bei PS Laser bleiben, auch andere Branchen schließt er für seinen Werdegang nicht aus: „Unternehmen wie BMW oder Airbus finde ich interessant, aber das steht bislang noch in den Sternen.“ Apropos Sterne: Die stehen in jedem Fall gut für Technische Produktdesigner.

Ausbildungsberuf: Technische/-r  Produktdesigner/-in
Ausbildungsdauer: 3,5 Jahre
Ausbildungsart: Duale Ausbildung

Berufsinhalte: Im Mittelpunkt des Berufs stehen die Entwicklung, Konstruktion und Gestaltung von Bauteilen und -gruppen mithilfe spezieller 3D-Software. Auf der Basis technischer und gestalterischer Maßstäbe sowie besonderer Kundenvorgaben erstellen Technische Produktdesigner/innen 3D-Datenmodelle und arbeiten diese für den Produktionsprozess in Form technischer Zeichnungen fertigungsgerecht auf.

Beschäftigungsbetriebe:
Automobilindustrie
Luft- und Raumfahrtindustrie
Möbel- und Innenausbau
Medizintechnik
Konsumgüter- und Verpackungsindustrie

Schulabschluss: mittlerer Bildungsabschluss

Anforderungen:

  • hohe Konzentrationsfähigkeit und Sorgfalt
  • technisches und handwerkliches Verständnis
  • ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen
  • gute Kenntnisse in Mathematik und Physik
  • Kundenorientierung

Weitere Informationen:
Film über den Ausbildungsberuf:
http://berufe.tv/ausbildungsberufe/technik-und-technologiefelder/technische-r-produktdesigner-in/

Artikel: Julia Makowski/Mareike Lange
Foto: Wesemann GmbH

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