Kaleidoskop


Diversity im Team – Herausforderung und Chance

Wie der Perspektivenwechsel hilft, erfolgreich mit Kollegen zusammenzuarbeiten
Der erste Job, eine spannende Aufgabe, ein interessantes Umfeld: Alles scheint zu passen. Doch dann tauchen plötzlich dort Konflikte auf, wo man sie nicht vermutet hätte: im Team. Wer versteht, wie Gruppen funktionieren, welche Gefahren lauern und wie man sie überwindet, ist auch für diese Herausforderung bestens gerüstet.

Es sind die Unterschiede, die uns Menschen ausmachen. Auch im beruflichen Umfeld kann das spannend sein. Fotos: © Rawpixel.com/stutterstock.comIm Berufsleben ist es das Gleiche wie im Privaten: Wir finden die Menschen sympathisch, die so ticken wie wir. Mit ihnen können wir viel leichter kommunizieren. Außerdem geben sie uns das gute Gefühl: So, wie wir sind, sind wir richtig. Die Psychologie nennt dieses Phänomen Similarity Attraction Effect.

Doch ein Unternehmen ist kein Sammelbecken Gleichgesinnter. Dort kommen in der Regel Menschen unterschiedlicher Altersstufen, Kulturen und Erfahrungen zusammen. Diese „Diversity“ kann zu Konflikten führen, aber auch sehr bereichernd sein.

Wie bei den Ocean’s Eleven
Im Film Ocean’s Eleven will Gangsterboss Danny Ocean alias George Cloony einen hermetisch gesicherten Safe im Luxushotel Bellagio in Las Vegas knacken. Dafür braucht er ein Team. Und das besetzt er nicht mit seinen besten Freunden. Er wählt zielgerichtet Topspezialisten mit verschiedenen Charakteren und Begabungen aus. Und genau diese kluge Wahl führt zum Erfolg.

Erfahrene Vorgesetzte – Abteilungs- oder Teamleiter – machen es genauso. Sie wissen, dass komplexe Herausforderungen nur mit unterschiedlichen Persönlichkeiten zu bewältigen sind. Denn kein Teammitglied vereint alle notwendigen Fähigkeiten in sich. Und zum Erfolg trägt der erfahrene Mitarbeiter genauso bei wie der motivierte Newcomer. Wichtig ist nur, dass sie die gleichen Werte und Ziele teilen, damit sie in die gleiche Richtung ziehen.

Teamrollen nach Belbin
Die Effizienz dieser Sichtweise wurde sogar wissenschaftlich bewiesen. In den 1970er Jahren untersuchte ein amerikanisches Forscherteam um Dr. Meredith Belbin, warum bestimmte Teams erfolgreicher waren als andere. Dabei stellt sich heraus: Produktive Teams setzten sich immer aus Mitgliedern mit unterschiedlichen Rollen zusammen, die sich ganz eindeutig charakterisieren lassen:

Der „Macher“ geht handlungsorientiert vor , er treibt den Prozess. Währenddessen steht für den „Teamarbeiter“ das soziale Miteinander im Fokus. Er möchte, dass es allen gut geht.

Der „Wegbereiter“ hat ein schnelles Tempo und richtet den Blick nach außen. Im Gegensatz dazu blickt der „Perfektionist“ nach innen und vermeidet alles, was vom direkten Weg auf das Ziel ablenkt.

Der „Neuerer“ hat Spaß an neuen Ideen, ist kreativ, innovativ und eher spielerisch. Demgegenüber achtet der „Umsetzer“ auf die praktische Machbarkeit.

Der „Koordinator“ übernimmt die Abstimmung und Verteilung der Aufgaben. Für die rationale Sicht von oben und ein verlässliches Urteil über die Vorgehensweise ist der „Beobachter“ zuständig. Und schließlich bereichert der „Spezialist“ das Team durch sein fundiertes Fachwissen.

Sich selbst von außen betrachten
Als Neuer im Team kann es also hilfreich sein, die bestehenden Strukturen genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei hilft die Methode des Perspektivenwechsels. Das bedeutet im ersten Schritt, bei sich selbst anzufangen. Denn nur wer klar erkennt, wie andere ihn wahrnehmen, kann später bewusst zwischen der Innen- und Außenperspektive hin- und herswitchen.

Welche Kompetenzen und Charakterzüge bringe ich mit? Mit welchen Teamrollen fühle ich mich besonders wohl? Warum hat mein Vorgesetzter mich eingestellt? Wie kann ich mit meinen Fähigkeiten das Unternehmen im Allgemeinen oder mein Team im Speziellen voranbringen? Aber auch: Wo liegen meine Schwächen und welche Erfahrungen fehlen mir noch?

Die Kollegen aus einer anderen Perspektive sehen
Wer diese Fragen für sich geklärt hat, kann seine Position im Team klarer wahrnehmen – und sich seinem Umfeld zuwenden. Dabei lohnt es sich, persönliche Sympathien oder Antipathien außen vor zu lassen und jeden Kollegen wertfrei aus der Außenperspektive zu betrachten. Welche Erfahrungen und Stärken hat er? Wie bringt er diese ins Team ein? Wie fühlt er sich mit einem Neuzugang wie mir? Könnte er mich als Bedrohung sehen? Wie könnten wir uns sinnvoll ergänzen?

Diese Außensicht schafft Verständnis für den anderen. Und dann wird ganz schnell deutlich: Auch wenn hier vielleicht zwei Welten aufeinanderprallen, ohne den anderen geht es nicht.

Erste Hilfe im Konfliktfall
Der Perspektivenwechsel kann dabei helfen, Konflikte untereinander zu minimieren. Ganz vermeiden lassen sie sich sicher nicht. Wenn es einmal krachen sollte, heißt es am besten: Hilfe beim Vorgesetzten holen. Und gemeinsam im Teamgespräch erneut die Perspektive wechseln.

Auch hier kann Hollywood als Vorbild dienen. Denn die Blockbuster machen es eindrücklich vor: Mit geschickten Kamera- und Schnitttechniken kann eine Szene eine völlig neue Wendung bekommen.

Bei Konflikten ist jeder der Beteiligten zu nah am Geschehen. Er hat praktisch seine innere Kamera auf Zoom gestellt. Das lässt die Emotionen hochkochen. Am besten hilft jetzt: Raus aus der Nahaufnahme und ab mit der Kamera in die Vogelperspektive – so hoch, bis der nötige Überblick über die gesamte Situation geschaffen ist. Von dort aus können alle Kontrahenten wieder das Verbindende sehen.

Fazit
Egal, ob für Azubis, Trainees, Absolventen oder Berufserfahrene: Diversity ist eine der größten Herausforderungen im Job. Denn in Unternehmen treffen Menschen mit unterschiedlichen Charakteren, Stärken und Erfahrungen aufeinander. Das ist manchmal anstrengend oder lästig, aber auch durchaus nützlich. Denn nur ungleiche Teams sind wirklich erfolgreich.

Die Methode des Perspektivenwechsels kann dabei helfen, die eigene Rolle im Team-Gefüge zu erkennen und mehr Verständnis für die Kollegen zu schaffen.

Von Klaus Vollmer

Klaus Vollmer.Über den Autor:
Klaus Vollmer ist Wirtschaftspsychologe, Berater und Coach aus Essen sowie Autor des Buches „Perspektivenwechsel als Methode“.
www.klaus-vollmer.com
www.perspektivenwechsel-als-methode.de

(Fotos oben: © Rawpixel.com/stutterstock.com)

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